Unsere Freiheit ist in ernster Gefahr: Wer widerspricht, wird mundtot gemacht

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der Popsänger Xavier Naidoo darf im August nicht in der Rostocker Stadthalle auftreten. Eine Mehrheit der Bürgerschaft folgte dem Antrag von SPD, Linken und Grünen trotz gravierender Bedenken der Stadtverwaltung. Wenn Naidoos Management vor Gericht zieht, dürfte er gute Chancen haben, sein Recht als Künstler durchzusetzen, das ihm ausgerechnet jene Parteien verwehren wollen, die sonst so gern über Toleranz und Vielfalt schwafeln. Alles Worthülsen ohne Bedeutung, wenn es Künstler und Kreative wagen, gegen politische Fehlentwicklungen aufzubegehren.

Denken Sie an die Aktion #allesdichtmachen um Jan Josef Liefers vor Wochen. Satire pur, Heike Makatsch war dabei und Richy Müller, insgesamt 50 bekannte und rechter Umtriebe vollkommen unverdächtige Schauspieler, die Zweifel an der Corona-Politik in Deutschland mit Worten geäußert hatten und sich aus dem Nichts einem immensen Druck des linksgrünen Medienkartells ausgesetzt sahen. Einige hielten dem Hass und der Hetze nicht stand und knickten ein, nachdem ein WDR-Rundfunkratsmitglied sogar ein Auftrittsverbot für die Schauspieler im öffentlich-rechtlichen Fernsehen angeregt hatte.

Und jetzt also Xavier Naidoo, die Reihe ist lang. Oder wissen Sie, warum Uwe Steimle im MDR nicht mehr auftreten darf in einem freien Land? Und erst vor kurzem: Heino wollte man einen Auftritt nicht bewerben, weil das Programm „Ein deutscher Liederabend“ hieß.

Naidoo ist ein phantastischer Sänger, wir waren mit der Familie vor einigen Jahren bei einem seiner Auftritte in Düsseldorf – wirklich großartig. Da wussten wir noch nichts von seinen politischen Ansichten, von Verschwörungstheorien und seiner Sympathie für Reichsbürgern und Q-Anon-Jünger. Und ich halte Deutschland wirklich für einen verfassten Rechtsstaat mit einer verfassungsrechtlichen Grundlage. Und Q-Anon ist aus meiner Sicht Unsinn. Aber warum soll Xavier Naidoo in Rostock und anderswo nicht singen, weil er politisch und ideologisch auf einem Irrweg ist? Wenn ich morgens zum Bäcker gehe um Brötchen zu holen, frage ich auch nicht, was die Dame hinter dem Tresen vom Lockdown hält. Ich möchte einfach frische Brötchen. So ist es auch mit Naidoo – ich teile seine Ansichten nicht, aber in einem freien Land sollte niemand Menschen beruflich schaden können, selbst wenn sie etwas Falsches denken oder glauben.

Mit fallen eine ganze Reihe Menschen ein, die in unserem Land ihrer wirtschaftlichen und beruflichen Existenz beraubt wurden, weil sie einfach getan haben, was jeder in diesem Land tun darf. Auftrittsverbote für Künstler, Schriftsteller, deren Bücher nicht verlegt oder vertrieben werden, weil den Mächtigen nicht gefällt, was sie denken, sagen und schreiben. Oder denken Sie an den früheren Chef der hessischen Filmförderung, Prof. Hans Joachim Mendig, der nach einem Selfie im Netz von einem Mittagessen mit AfD-Chef Prof. Jörg Meuthen gefeuert wurde. Einfach so. Als ich Herrn Mendig vor ein paar Wochen mal auf einen Kaffee traf, fragte ich ihn zum Abschied, was genau man ihm bei der Kündigung als Grund vorgeworfen hatte. Er antwortete: „Ich habe Nudeln gegessen.“

Das in Artikel 5 des Grundgesetzes garantierte recht eines Bürgers, frei seine Meinung zu sagen, wird in Frage gestellt. Freie Meinungsäußerung gilt nur, wenn die Meinung passt. Einfach widersprechen? Das ist vorbei. Schließlich gibt es ein Heer von Denunzianten, die Screenshots archivieren, die wikipedia frisieren und die Andersdenkende bei deren Arbeistgebern anschwärzen. Wir Westdeutschen haben keine Berechtigung mehr, uns über die Spitzel und Blockwarte der DDR zu empören, wir haben jetzt selbst welche.

Die verordnete Schere im Kopf dringt überall in die Gedanken von Leuten wie uns ein, die hinterfragen, was in diesem Land gerade passiert. Die politische Gleichschaltung der Staatsgebührensender, Auftrittsverbote für Künstler und Schreibverbote für Publizisten. Heute sollte in einer deutschen Zeitung ein Gastbeitrag von mir zum aufflammenden Antisemitismus in unseren Innenstädten erscheinen. Ich hatte geschrieben, dass die neue Wucht des Judenhasses eine direkte Folge der Merkelschen Flüchtlingspolitik sei. Und das ist so. Am frühen Abend rief mich die Redaktion an, um mir mitzuteilen, dass die Chefredaktion beschlossen habe, meinen Text nicht zu drucken und dass ich auch zukünftig nicht mehr für sie schreiben dürfe. Ich fragte den verantwortlichen Redakteur, was denn falsch sei an meinem Text. Er antwortete: „Nichts, da steht nichts drin, was nicht wahr ist.“ Aber leider, leider werde es dennoch nicht gedruckt.

Das ist jetzt nicht existenzbedrohend, aber ein kleiner Mosaikstein, der deutlich macht, wie unsere Freiheit Stück für Stück bröckelt. So schlimm, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte. Leuten wie Ken Jebsen will die Medienanstalt Berlin-Brandenburg den Kanal abschalten, YouTube hat ihn schon gesperrt. Manche von Ihnen werden selbst erlebt haben, dass postings auf Facebook ausradiert wurden oder Konten für Tage gesperrt wurden, nur weil man sachlich und wohlbegründet der offiziellen Linie widersprochen hat.

Gestern ein Abendessen bei Freunden im Rheinland. Hausmannskost und badischen Grauburgunder, herrlich. Irgendwann kamen wir auf Politik, wie schwierig es ist, den Formulierungsvorgaben des Juste Milieus noch zu folgen bei all den Gendersternchen, Zigeunerschnitzeln und Transgendern. Rassismus ist in Deutschland nur noch erlaubt, wenn er sich gegen alte weiße Männer richtet. Diskriminieren darf man nur noch Mütter, die ihre Kinder selbst erziehen. Und ansonsten sollten wir alle schön brav sein. Anderswo hat man kritische Geister schon wegen weit weniger abgeholt.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren

Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.