Vom verqueren Bewusstsein moralischer Überlegenheit

Klimaaktivisten haben sich am Karlsplatz in der Münchner Innenstadt auf die Fahrbahn geklebt und blockieren die Straße.
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von JOSEF HUEBER

ESSEN – Wir kennen das vom Einkauf beim Metzger: „Darf’s ein bisschen mehr sein?“ fragt die fleischkräftig ernährte Verkäuferin, und wer würde hier mit einem Nein antworten? Ein Mehr ist immer besser als ein Weniger, wenn es um Lebensqualität geht, auch wenn uns die Verzichtsapostel, Lustverneiner und Planetenretter stets einreden, dass ein Weniger das wahre Mehr ist.

Weniger duschen, weniger Fleisch essen, weniger (nein, gar nicht) fliegen, weniger heizen, weniger Müll produzieren, weniger Kinder kriegen, weniger arbeiten (work-life-balance)… Mehr davon ist ständig in den Nachrichten, in Talkshows, in den Buchhandlungen, im Blätterwald – und auch schon in den Gesprächen mit dem großflächig transformierten Meinungsbürger zu erfahren.

Die Weniger-ist-mehr-Philosophen (obwohl sie den edlen Namen Philosophen gar nicht verdienen) haben die Macht über unsere Lebensgestaltung an sich gerissen. Immer weitere Bereiche ziehen sie mit ihren Krakenarmen in ihre Umarmung. Ihr Vorteil: Denken heißt für sie sauber denken, heißt verantwortungsbewusst (nur in ihrem Sinne) denken – und leben.

Dazu gehört auch, dass der Funken dieses Sendungsbewusstseins überspringt auf diejenigen, die ihr Leben (angeblich) noch im Vorbereich wirklicher Verantwortung so gestalten, wie es einstmals mit dem Slogan „Wohlstand für alle“ (Ludwig Erhard) geprägt war.

Der politische Sensenmann öffentlicher Meinung ist militant-religiös angetreten gegen Sympathisanten des Lebensstils der Alten weißer Hautfarbe. Die Grundlagen dieses Lebensstils, als da sind die freie Marktwirtschaft, individuelle Mobilität, ausreichende und günstige Energie sowie die Freiheit der Lebensgestaltung – all das gilt es zu beseitigen. All das geschieht im verqueren Bewusstsein moralischer Überlegenheit.

Unlängst fand in meinem Wohnort eine Fridays for Future Veranstaltung statt. Redner war ein bekannter, ortsansässiger, beliebter Dr. X, der seinen Referat zur menschengemachten Klimakrise mit einem Sündenbekenntnis begann: Er gehöre leider zu der Generation, die verantwortlich sei für den jetzigen Zustand des Klimas.

Die FfF-Grünschnäbel freuten sich über das Sündenbekenntnis. Ihrem geforderten „Systemwandel“, wie er auf dem Plakat einer Schülerin gefordert wurde, kam das sehr entgegen. Der alte, weiße Mann hat schon länger damit begonnen, sich freiwillig diesen Schuh anzuziehen. Das kann nicht gutgehen.

Bildquelle:

  • Klimaaktivisten in München: Lennart Preiss/dpa
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