Waldbrände in Brandenburg: Hunderte in Sicherheit gebracht

Eine Rauchwolke ist weithin sichtbar unweit von Frohnsdorf zu sehen. Dort bekämpft die Feuerwehr seit Tagen einen Waldbrand. Foto: Paul Zinken/dpa
Dunkle Schwaden über dem Wald, beißender Rauch in der Luft, ein dramatischer Kampf gegen die Flammen: Hunderte Menschen haben sich am Wochenende vor Waldbränden in Brandenburg in Sicherheit bringen müssen.Bei Treuenbrietzen kämpften Feuerwehr und Bundeswehr schon seit Freitag am Boden und aus der Luft gegen ein Feuer, das sich durch wechselnde Winde ausbreitete. Am Sonntag dann eine neue Hiobsbotschaft: Etwa 20 Kilometer entfernt geriet bei Beelitz ein weiterer Waldbrand außer Kontrolle. In beiden Fällen wurden Ortsteile evakuiert.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Innenminister Michael Stübgen (CDU) informierten sich am Sonntagnachmittag vor Ort in Treuenbrietzen. Die Lage spitze sich dramatisch zu, sagte Stübgen. Woidke sagte: «Wir müssen damit rechnen, dass sich die Situation weiter verschärft.» Rund 600 Menschen hätten ihre Häuser verlassen müssen. «Es kann sein, dass es zu weiteren Evakuierungen kommt», sagte er. Auch das Johanniter-Krankenhaus in Treuenbrietzen bereitete sich vorsorglich auf eine Räumung vor.

«Wir haben derzeit 1400 Einsatzkräfte im Einsatz», sagte Woidke. Überwiegend seien es Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren aus Brandenburg, aber auch solche aus Sachsen-Anhalt seien da. Außerdem wird Hilfe aus Berlin erwartet. Dazu kommen nach Woidkes Angaben Bundeswehrsoldaten und Kräfte des Technischen Hilfswerkes und anderer Rettungsorganisation.

Treuenbrietzen liegt etwa 80 Kilometer südwestlich von Berlin und 40 Kilometer von Potsdam entfernt. Der Brand war am Freitag in einem Kiefernwaldstück auf 60 Hektar ausgebrochen. Noch am Samstag schien sich die Lage zu stabilisieren: Die Flammen wurden bis auf 40 Hektar eingedämmt. Doch in der Nacht zum Sonntag war dann die Rede von rund 100 Hektar Brandfläche, am Sonntag waren es bereits 200 Hektar. Das entspricht etwa 280 Fußballfeldern. 2018 hatte es in der gleichen Gegend einen Waldbrand auf 400 Hektar gegeben. Woidke sagte, die Lage sei jetzt noch dramatischer als 2018.

Zu den geräumten Stadtteilen gehörten Frohnsdorf, Tiefenbrunnen und Klausdorf. Die Menschen verließen ihre Häuser zügig, mit Koffern und Taschen, mit Hunden und Katzen, wie die Sprecherin des Landkreises, Andrea Metzler, sagte. «Sie wissen ja wie es läuft, viele waren 2018 beim großen Waldbrand schon einmal in der Situation.» Viele Menschen kamen bei Freunden oder Verwandten unter.

Zudem diente die Stadthalle in Treuenbrietzen als Notunterkunft. Eine etwa 80-jährige Frau, die sich dort in Sicherheit gebracht hatte, wirkte am Sonntagnachmittag sichtlich mitgenommen. Das Schlimmste sei, wenn man sein Haus verlassen müsse, den Schlüssel umdrehe und nicht wisse, ob es morgen noch existiere, sagte sie im Gespräch mit einem dpa-Reporter.

Schwierige Brandbekämpfung wegen ehemaligem Sprengplatz

Treuenbrietzen mit insgesamt 7500 Einwohnern hat etwa ein Dutzend Ortsteile. Insgesamt breitet sich die Stadt über eine Fläche von mehr als 200 Quadratkilometer aus. Zum Vergleich: Berlin hat knapp 900 Quadratkilometer.

Die Ortsmitte war am Sonntagnachmittag fast menschenleer, wie ein dpa-Reporter berichtete. In der Luft lag ein leichter Schmorgeruch. Am Kreisverkehr an der B102 war eine Polizeisperre aufgebaut. Fahrzeuge des Technischen Hilfswerks fuhren mit Blaulicht durch den Ort. Ein blauer Wasserwerfer der Polizei war zur Unterstützung der Löscharbeiten angerückt. Die Feuerwehr war mit großen Löschwagen in Richtung der abgesperrten B102 unterwegs. Dahinter fuhr eine Kolonne des Deutschen Roten Kreuzes mit mehreren Transportern.

Der Kampf gegen die Flammen ist in dem Gebiet besonders schwierig: Weil im Boden eines ehemaligen Spreng- und Übungsplatzes Munition und Kampfmittel liegen, kommen die Feuerwehrleute nicht direkt an den Brand heran. Geht das Feuer durch die Fläche, kann im Boden versteckte Munition hochgehen. Hubschrauber der Bundeswehr nahmen deshalb in Dutzenden Löschflügen Zehntausende Liter Wasser aus einem nahen Baggersee auf und löschten von oben.

Evakuierungen bei Beelitz

Der zweite Waldbrand bei Beelitz wütete im selben Landkreis Potsdam-Mittelmark. Nach Angaben von Bürgermeister Bernhard Knuth hatte es sich bis zum frühen Abend auch dort auf 200 Hektar ausgebreitet – dieselbe Größenordnung wie bei Treuenbrietzen.

Einige Straßenzüge seien bereits evakuiert, sagte Knuth. Zudem seien Bewohner anderer Straßen aufgefordert worden, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten. «Wir hoffen, dass die Ausbreitung zum Stoppen kommt und wir letztlich erfolgreich das Feuer bekämpfen können», sagte Knuth. Der Wind habe sich inzwischen ein bisschen gelegt und es gebe nicht mehr ganz so starke Böen.

Waldbrandschutz-Experte: «Sowas sieht man eher selten»

Die Lage beim Waldbrand dicht an der Stadt Beelitz ist bis zum Sonntagabend angespannt geblieben. Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel sagte am Sonntagabend bei Brandenburg aktuell im rbb: «Sowas sieht man eher sehr selten.» Binnen weniger Minuten habe sich diese kleine Rauchwolke zu einer Riesen-Rauchwolke weiter entwickelt. Der Waldbrand bei Beelitz sei außer Kontrolle, sagte er dem rbb am Abend.

Der andere Waldbrand bei Treuenbrietzen sei mittlerweile jedoch eingegrenzt. Die Brände könnten die Einsatzkräfte aber noch länger fordern, wenn der Regen nicht komme, sagte Engel. Der Experte beobachtete die Entwicklung von der Waldbrandzentrale in Wünsdorf aus.

An gleich zwei Stellen im Landkreis Potsdam-Mittelmark – südwestlich von Berlin – kämpfen Einsatzkräfte von Feuerwehr und Bundeswehr gegen Brände. Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Bildquelle:

  • Waldbrand bei Treuenbrietzen: dpa

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