Warum ich an der Politik in Deutschland verzweifle

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Politik macht keinen Spaß mehr. Das war Zeit meines Lebens anders, das dürfen Sie mir glauben. Aber: Aufgeben ist keine Option, denn unser Land, die Art wie wir sind und leben wollen, stehen ernsthaft auf dem Spiel.

Seit ich 16 bin brenne ich für Deutschland und für meine Überzeugungen, die sich in diesen 50 Jahren seither nicht wesentlich verändert haben. Ich denke, dass die, die hart arbeiten, mehr Geld bekommen sollen, als die, die nicht arbeiten wollen. Ich denke, dass man Menschen, die Gastfreundschaft ausnutzen und den Gastgebern sogar Gewalt antun, hart bestraft und dann rausgeschmissen werden sollten. Für mich ist eine Familie, die im besten Fall lebenslange Verbindung eines Mannes und einer Frau mit Kindern. Freiheit ist dabei das Wichtigste, ja, für mich in letzter Konsequenz auch wichtiger als Frieden.

„Es ist besser aufrecht zu sterben, als auf Knien zu leben“, das ist ein großer Satz des mexikanischen Sozialistenführers Emiliano Zapata aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Dass ausgerechnet ein Sozialist das sagte, ist ein Treppenwitz der Geschichte, denn kaum ein anderes Gesellschaftsmodell als Sozialismus und Kommunismus haben in der Geschichte der Menschheit so viel Leid und Elend angerichtet.

Aber zum Thema: Politik macht keinen Spaß mehr

Für was und vor allem für wen soll man heute noch kämpfen? Demonstrieren, im strömenden Regen Wahlplakate kleben, Leserbriefe schreiben? Leserbriefe schreiben – was für ein Begriff, oder? Ich denke, viele der jungen Leute wissen gar nicht mehr, was das ist, ein Leserbrief.
Den man auf einer Schreibmaschine verfasste, in einem Umschlag mit Briefmarke an die Redaktion der Lokalzeitung schickte und hoffte, dass der veröffentlich wird, auf Papier gedruckt, am Samstag auf der „Leserbriefseite“. Danach wurde man angesprochen von Nachbarn, die das gelesen hatten. Gute alte Zeit.

Doch diese Zeit ist vorbei, so wie Vieles vorbei ist

Unser wunderbares Land steht an einem echten Scheidepunkt. Schön, dass wir das wenigstens in relativer materieller Sicherheit diskutieren können. Das könnte auch ganz anders sein, wie ein Blick rund um den Erdball zeigt.

Aber wir erleben eine Krise, die weit über politischen Alltagsstreit und Pöstchengeschacher zwischen Parteien hinausgeht.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) ist bald das, was wir Elder Statesman nennen, ein Politiker, vor dessen Lebensleistung ich Respekt habe. „Wenn wir als CDU nicht stehen, dann kippt das ganze System. Auf uns kommt es jetzt an“, sagt er in einem aktuellen Interview mit dem Magazin „Stern“.

Das Traurige daran ist, dass es seine Partei selbst war, die in den Merkel-Jahren eine Entwicklung zugelassen und teilweise befördert hat, die uns erst an diesen Punkt gebracht hat. Das schmälert nicht die Verdienste der Jahrzehnte vor Merkel, als die Union dieses Deutschland meistens regiert und gut durch auch tiefe Täler gebracht hat. Die Leistung von Bundeskanzlern wie Konrad Adenauer und Helmut Kohl waren patriotisch und herausragend.

Aber was bringt uns das jetzt?

Warnen vor der AfD und dem Erstarken „der Ränder“ – dazu ist es zu spät. In Sachsen-Anhalt wird nach den Landtagswahlen im kommenden Jahr nicht sein, mit wem CDU, SPD oder Grüne – wie hieß noch dies gelbe und später magentafarbene Partei? – koalieren. Stand heute wird die alle nämlich keiner mehr brauchen. Die AfD kratzt in Umfragen an der 40-Prozent-Grenze. Ist das BSW dann auch drin, was gut sein kann, dann bildet die AfD die nächste Landesregierung in Magdeburg. So sieht es aus.

„Gesichert rechtsextrem“ sei die AfD in Sachsen-Anhalt sagt der Verfassungsschutz, und die traditionellen Parteien wiederholen das immer und immer wieder beschwörend, ohne zu begreifen, dass das auf den Straßen in Sachsen-Anhalt und in weiten Teilen Ostdeutschlands den meisten Menschen vollkommen egal ist.

Und genau das ist heute das Problem

Weil man sie enttäuscht hat, greifen sie zu jedem politischen Strohhalm, den man ihnen hinhält. Und man kann es ihnen doch nicht verdenken, wenn dieselbe Partei, die blühende Landschaften versprochen und in weiten Teilen geliefert hat, dafür sorgt, dass die Blüte vorbei ist, etwa durch die Massenmigration kulturfremder junger Männer, die nicht nur Deutschland, sondern halb Europa in existenzielle Probleme gestürzt hat. Und es muss erst ein amerikanischer Präsident und sein Vize kommen, um uns das immer wieder auf großer Bühne um die Ohren zu hauen.

„Haben wir die Kraft, dem etwas entgegenzusetzen, oder ist diese Entwicklung in Teilen schon irreversibel? Es braucht keine Revolution für einen Systemwechsel. Ein System kann an der Wahlurne zu Fall gebracht werden. Das ist schon mal von hier aus passiert: Im Freistaat Anhalt hat die NSDAP 1932 durch Wahlen ihren ersten Ministerpräsidenten gestellt.“

Das gibt Haseloff zu bedenken, und spontan ist man geneigt, den Vergleich von NSDAP und AfD barsch zurückzuweisen.
Die Verbrechen der Nazis waren so monströs, dass sich jeder Vergleich von selbst verbieten sollte, auch wenn es die nützlichen Idioten, wie aktuell den Hamburger AfD-Politiker Robert Risch natürlich in Wirklichket gibt oder die Vollhonk-Reisegruppe aus Thüringen, die 2018 eine Exkursion zu den Lebensstationen Adolf Hitlers unternahm. Aber das ist nicht DIE AFD.

Man verzweifelt an diesem Land, ich jedenfalls

Man will twas tun, aber es fehlt die Phantasie, wie man das Ruder herumreißen kann. Und es fehlt der Mut, die Politik konsequent so zu ändern, dass die Ränder nicht mehr wachsen. Aber wie soll das funktionieren. Mit Lars Klingbeil?

Halten Sie durch!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.