Warum stürzt ein führender Kopf seiner Partei die AfD ohne Not in so eine Krise?

von KLAUS KELLE

Wenigstens einen Grund haben wir hier, dem AfD-Politiker Björn Höcke dankbar zu sein. Seine gruselige Rede von Dresden, genau so formuliert, dass jeder etwas anders hineininterpretieren kann, dazu die öffentliche Empörung und der Gegenschlag seiner Fans in den sozialen Netzwerken haben deutlich messbar eine Ausschlag nach oben bei den Zugriffen auf unsere TheGermanZ-Seite gebracht. Rund 40 Prozent mehr Leser als am Vortag – das ist nur sein Verdienst.

Ob seine Partei ihm auch dankbar ist, darüber kann man eigentlich nicht geteilter Meinung sein. Von einer Belastung für die Partei sprechen schon führende Köpfe der Bundes-AfD. Und als empathieloser Betrachter von außen frage ich mich ernsthaft: Warum macht der Mann das? Drei Landtagswahlen und eine Bundestagswahl finden in den nächsten Monaten in Deutschland statt. Die AfD fliegt in den Meinungsumfragen aller Institute hoch. Bis zu 15 Prozent traut man ihr zu. Und Deutschland hat wahrlich andere Probleme, mit der Inneren Sicherheit zum Beispiel und eine Flüchtlingskrise, die jederzeit wieder aufbrechen kann. Warum kommt dieser Mann mit einer derart überflüssigen Rede daher und verschreckt damit sicher viele bürgerliche Wähler, die von Union, SPD und FDP die Nase voll haben? Im Osten ja sogar auch noch die, die früher Honeckers Erben gewählt haben.

Den ganzen Tag habe ich gestern über dieses Thema nachgedacht und auf Facebook hitzige Debatten geführt. Und doch komme ich nur zu einem Ergebnis: Björn Höcke ist so, und er denkt genau so. Und er wird seiner Partei noch mächtigen Schaden zufügen. Nicht nur dieses Mal. Ich bin sicher, da kommt noch mehr…

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.