Wenn Sie jemanden erledigen wollen, nennen Sie ihn einfach „Nazi“…

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Man könnte den Eindruck gewinnen, es gibt heute in Deutschland mehr Nazis als in der dunklen Vergangenheit, oder? Der inflationäre Gebrauch des Kampfbegriffes ist geradezu eine Verniedlichung des schrecklichen Treibens der Nationalsozialisten vergangener Tage. Wenn heute irgendein etablierter Parteipolitiker einen sinnvollen Vorschlag macht, der sich gegen die links-woke Umgestaltung unserer Gesellschaft richtet – zack! Nazi!

Friedrich Merz beantragt im Bundestag, die deutschen Grenzen für Illegale zu schließen und das Recht wiederherzustellen – zack! Nazi! Dem Antrag hat auch die AfD zugestimmt, zack – Doppelnazi! Und die FDP auch, das sind dann die Nazi-Liberalen wahrscheinlich. Es ist völlig irre, wer heute alles Nazi ist.

Denn, wer als Nazi gebrandmarkt ist, der ist raus

Raus aus dem öffentlichen Diskurs, raus aus den Medien, in vielen Fällen raus aus dem eigenen familiären und sozialen Umfeld.

Ich kenne einen Mitarbeiter einer AfD-Landtagsfraktion, der darf nicht mehr zum Geburtstag seiner Patenkinder kommen, weil er qua Beruf nun Nazi sei.

Wenn Sie jemanden erledigen wollen – werfen sie ihm oder ihr öffentlich vor, Nazi zu sein. Dann lehnen Sie sich einfach auf dem Sofa gemütlich zurück und genießen sie, was dann automatisch passiert. Nazi, das ist in der Skala gesellschaftlicher Ächtung etwa auf einer Stufe mit „Kinderschänder“. Da ist man dann ganz unten in der Nahrungskette des Bodensatzes der Zivilgesellschaft.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, hat sich gestern zur Lage im der von ukrainischen Streitkräften seit Monaten besetzten russischen Region Kursk geäußert. Auf Telegram schrieb sie, man werde nicht über Kursk verhandeln, sondern weiter kämpfen, weil – Achtung! – dort ukrainische Nazis operierten. Man möchte fast laut lachen, wenn es nicht um einen mörderischen Krieg ginge.

Ganz spannend wird es, nun zu sehen, ob die als Nazis geschmähte AfD jetzt Solidarität mit den als Nazis geschmähten Ukrainern übt. Beide Opfer schlimmer Hetze…

Einen schönen Tag wünscht

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.