Wo Donald Trump richtig liegt und wo nicht

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

der frühere US-Präsident Donald Trump hat ein Interview gegeben. Auf CNN. Allein das ist eine Nachricht wert, denn die Abneigung gegenüber der jeweils anderen Seite dürfte noch deutlich die Abneigung übertreffen, die einst zwischen Bundeskanzler Helmut Kohl auf der einen und „diesen Hamburger Magazinen“ (Spiegel, Stern) auf der anderen Seite herrschte.

Trump, gerade wegen sexuellen Missbrauchs von einem Zivilgericht in New York verurteilt (er hat inzwischen Berufung eingelegt), will 2024 erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt werden. Ein kühnes Unterfangen, aber auch nicht unmöglich. Denn Amerika ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das haben wir nicht nur bei Trumps Wahl im November 2016 erlebt.

Ich will Sie heute Morgen nicht mit meinen Gedanken über den Immobilien-Tycoon, dem zeitweise ein Koffer mit den Codes für einen Atomwaffeneinsätze hinterhergetragen wurde, langweilen. Nicht über seine Patzigkeit gegenüber Journalisten und Parteifreunden (Pence, DeSantis), nicht über sein Frauenbild („grab ‚em by the…“).

+++Bitte spenden Sie für unabhängigen und meinungsstarken Journalismus+++PayPal @TheGermanZ+++DE03 6849 2200 0002 1947 75+++Oder schließen Sie ein Abo bei uns ab+++

Ich möchte einen Satz aus dem Interview bei CNN herausnehmen, wo Trump auf die Frage, ob die Ukraine ihren Verteidigungskrieg gegen Russland gewinnen müsse, antwortete mit: Vor allem anderen muss das Sterben von Russen und Ukrainer dort sofort aufhören. Und er – so Trump – würde das innerhalb von 24 Stunden bewerkstelligen.

Da ist er wieder, so ein Halbsatz, der eine kluge Aussage terminiert

Natürlich muss dieser unsägliche Krieg so schnell wie möglich beendet werden. Selten einen so sinn- und nutzlosen Krieg gesehen, wie diesen russischen Angriff auf die Ukraine, bei dem ja alle dachten, das wäre eine Angelegenheit von 14 Tagen. Die viel gehörte These, mit einem Präsidenten Donald Trump wäre dieser Krieg niemals passiert, ist nicht einfach mit einem Handstreich wegzuwischen. Gut möglich, dass er mit Putin und Selenskyj rechtzeitig einen Deal abgeschlossen hätte, um die Apokalypse zu verhindern. Ich traue das dem Mann zu.

Ich traue ihm nicht zu, das innerhalb von 24 Stunden bewerkstelligen zu können. Ich traue es niemandem zu, es ist zu spät jetzt. Leider.

Am Mittwoch saß ich beim Kaffee in einer Runde in Berlin, wo das Gespräch auf das Thema kam. Allgemein herrschte die Ansicht, bis Herbst 2022 hätte man, hätten Russland, die Ukraine, USA, NATO und EU noch eine irgendwie geartete Lösung finden können. Das ist jetzt vorbei, jetzt wird dieser grauenhafte Konflikt militärisch gelöst werden. Die Vorboten der ukrainischen Frühjahrsoffensive sind bereits erkennbar. Wagner-Cheg Prigoschin wird jeden Tag schriller auf Telegram. Auch gegen seinen Chef im Kreml. Erfahrungsgemäß wird auch das nicht gut enden.

Moderne westliche Waffensysteme, in Europa ausgebildete Soldaten der ukrainischen Armee, Satellitenbilder von den Amis – das kann, das wird nicht gut ausgehen für Putin und seine Handlanger. Ich hoffe immer noch, dass irgendwer in Moskau die Macht hat, dem Irrsinn den Stecker zu ziehen. Damit dann alle anfangen können, um Hunderttausende sinnlos gestorbene Menschen zu trauern und die Trümmer aufzuräumen.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren

Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.