von MICHAEL STING
BERLIN – Thomas Jefferson hat einmal gesagt: „Diejenigen, die bereit sind, wesentliche Freiheiten aufzugeben, um zeitweilig Sicherheit zu erlangen, verdienen weder Freiheit noch Sicherheit
Genau das beobachte ich in letzter Zeit immer öfter. Zugegeben in Corona Zeiten war es eine Sache der Perspektive. Und es war wichtig, den goldenen Mittelweg zu finden zwischen rationalen Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Bürger und den Erhalt unserer Freiheit.
Wie das Ergebnis ausgefallen ist, hat nun jeder Bürger selbst zu bewerten.
Doch langsam nimmt die Bevormundung der Bürger durch Politiker und Verwaltungen desaströse Maße an.
Die Stadt Köln hat beispielsweise ein Durchfahrverbot an der Rheinpromenade beschlossen. Auf den ersten Blick ein guter Gedanke. Doch wie schlimm die Auswirkungen sind, zeigt sich nach einem kurzen Gespräch mit den Lieferanten der Reiseschiffe vor Ort. Von diesen Menschen wird jetzt erwartet, dass Sie die Lieferungen per Sackkarren zu den Schiffen bringen. Was aufgrund des schwierigen Transportweges durch die Pflastersteine und Bordsteinkanten die Arbeit nochmals erschwert und nur fünf statt acht Kästen jeweils transportiert werden können. So wird aus einer Arbeit, die innerhalb von 30 bis 60 Minuten erledigt werden könnte, eine Tortur, die drei bis vier Stunden dauert. Zur Erinnerung. Wir reden hier lediglich über einen Be- und Endladevorgang. Dementsprechend wird sich eine Belieferung der Schiffe auf diese Art kaum noch wirtschaftlich rentieren.
Was man noch halbwegs verstehen könnte, wenn sich daraus ein enormer Sicherheitsvorteil ergeben würde. Doch das ist einfach nicht der Fall und könnte allein dadurch schon gelöst werden, dass die Bürger einfach selbst ein bisschen achtsamer sind und einfach mal gucken sollten, wo Sie hinlaufen.
Und diese Art von Fällen häufen sich. Wir waren doch ursprünglich das Land der Dichter und Denker. Was bedeutet, dass man auch dem Durchschnittsbürger ein entsprechendes Maß an Intelligenz und Eigenverantwortung zutrauen kann.
Zugegeben ich bin ein Anhänger des „Staatsvertrages“ im Sinne von John Locke. Darin geben die Bürger einen Teil ihrer persönlichen und von der Natur gegebenen Freiheiten auf, um diese an einen Souverän zu übertragen, der sich an einem Regelwerk orientiert, nach dem sich alle Bürger als Kompromiss zu richten haben. Damit dieser Souverän nicht zu mächtig wird, werden diesem Souverän auch entsprechende Grenzen gesetzt, die wiederum durch zwei verschiedene Gruppierungen überwacht werden, damit auch diese Grenzen und damit die Freiheit der Bürger tatsächlich eingehalten wird. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Denn das war die ursprüngliche Idee der Gewaltenteilung in Exekutive, Legislative und Judikative und diese stammt bereits aus dem 17. Jahrhundert. Und man sollte doch annehmen, dass wir seit dieser Zeit dazu gelernt haben.
Warum also hören wir nicht endlich damit auf, unsere Freiheit auf andere Menschen zu übertragen für jede Kleinigkeit in unserem Leben. Und endlich wieder eigenverantwortlich handeln. Und auch einmal Gefahren kennenlernen.
Wenn ein Kind beim Spielen von der Schaukel fällt ( sofern keine schweren Baumängel die Ursache sind ), dann ist das halt mal eben so. Heute laufen Sie direkt zum Anwalt, um die Kita zu verklagen. In der Stadt Minden steht sich über 40 Jahren ein Stadtbrunnen, der auch als Wasserspiel für die Kinder genutzt wurde und auf den die Kinder klettern konnten. Dieser Brunnen ist ca. 1,80 Meter hoch und besteht aus mehreren Blöcken. Und nach ca. 40 Jahren wurde dieser Brunnen zum Klettern gesperrt, weil sich ja ein Kind daran verletzen und die Stadt verklagt werden könnte. Die Anzahl an dortigen Todesfällen oder Schwerstverletzungen ist natürlich dramatisch hoch gewesen. Nämlich 0.
Warum also müssen wir ständig Dinge verändern im Namen der Sicherheit. Wir haben damals auch alle unsere Kindheit überlebt. Vielleicht brauchen wir Deutschen einfach etwas mehr Mut zur Freiheit.
Bildquelle:
- Köln_Rheinschifffahrt: koeln tourismus