Auf diesen Mann müssen wir besonders aufpassen…

Liebe Leserinnen und Leser,

also faul sind Sie nicht, die Leute die uns regieren. Als sich die Ampelparteien zur neuen Bundesregierung formierten, habe ich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Und nun sehe ich, dass die Welt gar nicht untergegangen ist. Klar, das kann noch kommen, aber es liegt dann definitiv nicht an Deutschland.

Bundeskanzler Olaf Scholz ist gestern nach Tokio aufgebrochen, seine erste Asien-Reise, seit er deutscher Bundeskanzler ist. In der Hauptstadt Tokio trifft er nachher den japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida. Zuvor nimmt Scholz an einer Veranstaltung zum 60. Gründungstag der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan teil. Japan zählt zu den führenden demokratischen Wirtschaftsmächten, die sich in der G7 zusammengeschlossen haben. Deutschland hat in diesem Jahr den Vorsitz in dieser Staatengruppe und richtet im Juni den G7-Gipfel im bayerischen Elmau aus. Scholz wird sich nur etwa 20 Stunden in Tokio aufhalten – weniger als die Flugzeit hin und zurück.

24 Stunden davor war Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Besuch in der Slowakei – so wie zuvor in Litauen, Lettland und Polen. Kommende Woche geht’s nach Rumänien. Unser Staatsoberhaupt klappert im Auftrag der Bundesregierung die Länder der NATO-Ostflanke eins nach dem anderen ab, um zu versichern, dass Deutschland als Teil des westlichen Verteidigungsbündnisses „jeden Zentimeter des Bündnisgebietes verteidigen wird“. Seit gestern erscheint das glaubhafter, weil eine große Bundestagsmehrheit dafür gestimmt hat, der Ukraine in höchster Not mit schweren Waffen zu helfen, sich selbst gegen den brutalen Überfall durch russische Streitkräfte zu wehren. Kaum einer hätte gedacht, wie bravourös die Menschen in der Ukraine um ihre Freiheit kämpfen.

Internationale Politik ist immer auch ein bisschen Selbstvergewisserung und Psychologie. Steinmeier macht den Osteuropäern Mut, dass sie im Ernstfal nicht allein sein werden. Je glaubhafter er und die NATO insgesamt dazu stehen, was sie sagen, umso wahrscheinlicher ist, dass es den Dritten Weltkrieg nicht geben wird. Oder wie Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter das gestern formulierte: „Auch im Kreml sitzen nicht nur Selbstmordattentäter.“ Wohl wahr, bis auf den einen, der ganz Europa und vor allem die Ukraine sehenden Auges in diese Katastrophe geführt hat. Und der diesen Knopf hat. Ich hoffe, das alles hat bald ein Ende – und zwar kein schreckliches.

Immer wieder denke ich in diesen Tagen an einen amerikanischen General, den ich 2015 in Wiesbaden interviewte. Am Schluss des Gespräches zeigte er mir das Hintergrundbild auf seinem apple-Smartphone. Da war – kein Witz – ein Portraitfoto von Wladimir Putin. Und ich fragte ihn: „Why do you have this guy on your mobile?“ Und er antwortete: „Damit ich jeden Morgen daran erinnert werde, dass wir auf diesen Mann besonders aufpassen müssen…“

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.