KIEW – Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj pocht vor dem US-Kongress auf eine Flugsverbotszone und fordert neue Sanktionen und mehr Waffen. Russland will ein Ende amerikanischer Waffenlieferungen. Und fliegt nach 26 Jahren aus dem Europarat. Entwicklungen im Überblick.
Verletzter Fox-News-Korrespondent in Sicherheit
Der in der Nähe von Kiew schwer verletzte Korrespondent Benjamin Hall ist nach Angaben des TV-Senders Fox News inzwischen außerhalb der Ukraine und in Sicherheit. Er sei bei Bewusstsein und guter Dinge, erklärte der US-Sender. Er bekomme «die bestmögliche medizinische Versorgung der Welt». Der Sender stehe in engem Kontakt mit seiner Frau und seiner Familie.
Der Sender machte keine genauen Angaben zu Halls Verletzungen und zum Ort seiner medizinischen Behandlung.
Hall war am Montag naher der ukrainischen Hauptstadt Kiew zusammen mit seinem Team unter Beschuss geraten. Der Kameramann Pierre Zakrzewski (55) und die ukrainische Journalistin Oleksandra Kuvshynova (24) kamen dabei ums Leben. Vertreter der Ukraine machten die russischen Streitkräfte für den Zwischenfall verantwortlich.
Selenskyj: Russland hat Himmel zur «Quelle des Todes gemacht»
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einer Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses mit Nachdruck erneut die Einrichtung einer Flugverbotszone gefordert. «Russland hat den ukrainischen Himmel zur Quelle des Todes für Tausende Menschen gemacht», sagte Selenskyj per Videolink aus Kiew vor US-Senatoren und Abgeordneten des Repräsentantenhauses.
Russland habe bereits etwa 1000 Raketen auf die Ukraine abgefeuert und «zahllose Bomben», sagte er einer englischen Übersetzung zufolge. «Das ist ein Terror wie ihn Europa seit 80 Jahren nicht mehr erlebt hat», so Selenskyj in Anspielung auf den Zweiten Weltkrieg. Die Flugverbotszone sei notwendig, damit Russland die ukrainischen Städte nicht mehr «terrorisieren» könne.
Eine Flugverbotszone würde es der russischen Luftwaffe erschweren, Ziele in der Ukraine anzugreifen. Die Durchsetzung einer Flugverbotszone durch die USA oder das Verteidigungsbündnis Nato gilt derzeit allerdings als ausgeschlossen.
Ukrainisches Militär: Vormarsch Russlands «war erfolglos»
Der russische Vormarsch auf Kiew ist aus Sicht des ukrainischen Militärs ins Stocken geraten. «Der Feind versucht, auf Kiew vorzustoßen. Er war erfolglos und ging zur Verteidigung über», teilte das Militär mit. Russische Truppen seien in nördlicher Richtung der Hauptstadt gestoppt worden. Das ließ sich nicht unabhängig überprüfen.
Lambrecht: Angriff auf Nato-Gebiet nicht ganz auszuschließen
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht unterstützt die Planungen der Nato für eine langfristige Verstärkung der Ostflanke. «Auch wenn es bisher keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass das Bündnisgebiet angegriffen wird, so können wir das nicht gänzlich ausschließen, und wir müssen vorbereitet sein», sagte die SPD-Politikerin am Rande eines Nato-Verteidigungsministertreffens in Brüssel.
Nach den kurzfristigen Entscheidungen sei es nun wichtig, auch über mittel- und langfristige Planungen zu sprechen.
«Mir ist ganz wichtig dabei, dass wir jetzt sehr intensiv darüber diskutieren: Was ist glaubwürdige Abschreckung? Und was ist dafür erforderlich?», ergänzte Lambrecht. «Das werden wir in den nächsten Wochen sehr intensiv machen, um dann im Sommer auch eine entsprechende mittelfristige und langfristige Strategie der Nato beschließen zu können.»
Moskau fordert Stopp von US-Waffenlieferungen
Russland hat die USA mit Nachdruck aufgefordert, ihre Waffenlieferungen an die Ukraine zu beenden. Washington müsse aufhören, «Neonazis» und «Terroristen» in Kiew zu unterstützen, sagte Russlands Sicherheitsratschef Nikolai Patruschew der Agentur Tass zufolge bei einem Telefonat mit dem Nationalen Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan. Auch die Unterstützung bei der Einreise ausländischer Kämpfer in die Ukraine müsse gestoppt werden. Solche Schritte führten nur zu einer Eskalation der Lage, sagte Patruschew den Angaben zufolge.
Bildquelle:
- Selenskyj vor dem US-Kongress: dpa