Die Golden Girls und Boys vom Zweiten Deutschen Fernsehen – hat das noch Zukunft?

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mit einem Politiker im Park spazierengegen – Maske auf – und Geschichten über üble Korruption in dessen Partei zu hören – in einer verlassenen Wohnung einen Informanten treffen, der mir Kopien interner Dokumente aus einem Staatskonzern übergibt, damit ich über Misswirtschaft dort berichte. Meine beiden Tage vor dem Wochenende. Ich liebe diesen Beruf wirklich, den ich seit 35 Jahren ausübe. Und trotz einer gewissen Müdigkeit um fast zwei Uhr heute Nacht, will ich Ihnen noch schnell etwas von den öffentlich-rechtlichen Staatssendeanstalten erzählen, konkret vom ZDF. Dort gibt es nämlich Werkzeuge, die wir heute neudeutsch „tuuuuls“ nennen, mit denen die Einschaltquoten gemessen werden. Das geschieht mittels mehreren Tausender Geräte (sogenannte Set-Up-Boxen) in Privathaushalten, die in kurzen Abständen immer wieder registrieren und der Zentrale melden, wie viele Zuschauer um welche Zeit welche Sendung und welches Programm gerade anschauen.

Eins dieser tools heißt „Overnight“ und hat vor zwei Jahren über mehrere Monate auf diese Weise auch festgestellt, wie alt die Zuschauer waren, die die Programme des ZDF einschalten. 43 Prozent der Zuschauer im Zweiten waren danach älter als 70 Jahre – 43 Prozent! 60 bis 69 Jahren waren 24 Prozent, 50 bis 59 Jahre waren 19 Prozent.

Ergo: Nur noch 14 Prozent der ZDF-Zuschauer in diesem Zeitraum waren jünger als 50 Jahre.

Glauben Sie mir, ich habe nichts gegen ältere Leute, auch, weil ich ja – trotz täglichem Rap-Konsum – selbst schon Ü 60 bin.

Hat aber ein Fernsehprogramm Zukunft, dass nur marginal von den Jungen geschaut wird? Braucht man eine öffentlich-rechtliche Zwangsversorgungsanstalt, die fast nur noch Alte einschalten? Braucht man in einem freien Land überhaupt Staatsgebührenzwangsanstalten, oder würde sich der private Markt völlig neu aufstellen, wenn die Zwangsbeglückung qua politischer Entscheidung einfach abgeschaltet würde?

Ich bin 61 Jahre jung, und ich bin absolut sicher: Gäbe es das ZDF morgen nicht mehr, wäre es einfach plötzlich weg, irgendwie…fump! Es würde Tage dauern, bis ich es bemerkte. Und die ZDF-Zuschauer bekämen dann ein Freiabo von Sat.1 GOLD. Und gut ist es.

Schaltet den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk endlich ab! Außer arte und Deutsche Welle, meinetwegen.

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.