Heute vor 44 Jahren strandete ein sowjetisches U-Boot vor dem Haus von Fischer Svensson

Das gestandete sowjetische U-Boot S-363 vor der schwedischen Küste.

STOCKHOLM – Diesen Moment hat der schwedische Fischer Ivar Svensson Zeit seines Lebens nicht vergessen. Am 27. Oktober 1981, heute vor 44 Jahren, verließ er morgens in der Früh sein Haus, und ihm bot sich ein wahrlich nicht alltäglicher Anblick. Denn am Felsenufer seiner Heimatschäreninsel Sturkö, nur 35 Meter vom Strand entfernt, war ein U-Boot auf Grund gelaufen und steckte fest. „Whiskey on the Rocks“ ätzte später die schwedische Tageszeitung Svenska Dagbladet“ in einer Titel-Schlagzeile.

Svensson hatte schon während der Nacht nicht gut geschlafen, weil er immer wieder laute Geräusche und über Stunden anscheinend auch das Aufheulen von Dieselmotoren gehört hatte, ohne für möglich zu halten, dass dort ein sowjetisches U-Boot tief in einer militärischen Sicherheitszone vor der Küste in Schwierigkeiten geraten sein könnte.

Als er die schwedische Küstenwache informierte, konnten die es erst nicht glauben, stellten aber schnell fest, dass da tatsächlich ein Schiff der sowjetischen U-Boot-Klasse „Whiskey“ festsaß, was zum nächsten Problem führte: diese U-Boote waren zwar nicht atomgetrieben, sondern fuhren mit einem Dieselantrieb, konnten aber mit Torpedos, die Atomsprengköpfe tragen, ausgerüstet werden.

Die schwedische Bevölkerung war aufgebracht darüber, dass die eigene Marine einen solchen Vorfall nicht hatte verhindern können.

Dabei war der 27. Oktober 1981 nur ein Zwischenfall in einer Kette von mysteriösen Verletzungen des schwedischen Hoheitsgebietes unter Wasser.

So wurde 1962 während einer Übung des schwedischen Militärs ein U-Boot durch Radar und Hydrophone nördlich von Fårö in Gotland geortet. Die Schweden warfen Wasserbomben, woraufhin sich der unerkannte Eindringling zurückzog. Oder im Herbst 1969 ortete ein schwedisches U-Boot an der Küste von Norrland ein fremdes U-Boot, das sich schnell verzog, als die Besatzung merkte, dass man entdeckt worden war.

1973 sichtete die Küstenwache nahe Kappelhamnsviken auf Gotland das Periskop eines U-Boots. Ein Zerstörer wurde losgeschickt, das U-Boot verschwand aus den schwedischen Hohitsgwässern. Und so weiter.
Mindestens 20 ähnliche Vorfälle wurden von den Schweden registriert und untersucht. Nicht immer konnte zweifelsfrei festgestellt werden, welcher Nationalität die Eindringling waren. Die schwedischen Regierungen waren sicher, dass es sich um sowjetische Grenzverletzungen handelt.

Aber ausgerechnet Deutschland bewies, dass es nicht nur böswillige Vorfälle gab. So drang die U 13 der deutschen Bundesmarine im Februar 1990 bei Simrishamn versehentlich in schwedische Gewässer ein. Nachdem der Navigationsfehler bemerkt wurde, meldete sich der Kapitän bei den schwedischen Behörden, dann verließ man das Hoheitsgebiet. Die Bundesrepublik Deutschland entschuldigte sich diplomatisch für den Verstoß gegen internationale Regeln.

Doch kein Ereignis war so peinlich für die Sowjets wie der „Whiskey“-Zwischenfall 1981

Das sowjetische U-Boot S-363 verletzte die Neutralität Schwedens, es kam wohl aus der russischen Enklave Kaliningrad. Der „Whiskey-on-the-Rocks“-Vorfall und später folgende inspirierten den international erfolgreichen Buchautor Henning Mankell zu dem Buch „Der Feind im Schatten“, dessen Inhalt später in der dritten Staffel der TV-Krimiserie „Wallander“ verfilmt wurde.

Die Sowjetunion gibt s nicht mehr. Putins Russland bemüht sich nach Kräften, möglichst Einiges davon wieder „einzusammeln“, zur Größe der Russischen Föderation und seiner eigenen natürlich. Schweden ist wie Finnland inzwischen – motiviert durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine – Mitglied des westlichen Verteidigungsbündnisses NATO geworden. Russische U-Boote operieren auch heute vor der Küste Schwedens und in der Ostsee, unterstützt von sogenannten „Fishtrawlern“ und „Forschungsschiffen“ sowie der dubiosen russischen „Schattenflotte“.

Erst vor wenigen Tagen wurde durch Presseveröffentlichungen und den Ronzheimer-Podcast bekannt, dass Russland vermutlich seit Jahren das Wrack der 1994 in der Ostsee gesunkenen MS „Estonia“ als Versteck für seine Spionagetechnik zur Bobachtung des Schiffsverkehrs nutzt. Das Seegebiet um die gesunkene Ostseefähre mit 852 Todesopfern, das schwerste Schiffsunglück der europäischen Nachkriegsgeschichte, ist Sperrgebiet für Taucher. Sicherheitsexperten der NATO sind der Überzeugung, dass genau das der Grund ist, dass Russlands Spione diese Basis ausgewählt haben…

Bildquelle:

  • U-Boot-S-363_RUS: mauritius images/ TT News Agency/Alamy/Jan Collsioo

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