Israelischer Soldat nach tödlichem Kopfschuss schuldig gesprochen

Der wegen Totschlags angeklagte israelische Soldat Elor Asaria mit seinen Eltern in einem Militärgericht in Tel Aviv. Foto: Heidi Levine

Tel Aviv – Nach dem tödlichen Kopfschuss auf einen verletzt am Boden liegenden palästinensischen Attentäter ist der israelische Soldat Elor Asaria wegen Totschlags verurteilt worden. Dies teilteein israelisches Militärgericht in Tel Aviv mit.

Die Verkündung des Strafmaßes wird innerhalb eines Monats erwartet. Asaria drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Der Todesschuss war von einem palästinensischen Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Betselem gefilmt worden. Er sorgte in Israel für eine heftige Kontroverse.

Vor dem Militärhauptquartier protestierten am Mittwoch mehrere 100 Menschen laut Polizei teilweise aggressiv für eine Freilassung Asarias. Demonstranten blockierten kurzzeitig die Straße. Die Polizei nahm zwei Personen fest. Ultrarechte Politiker wollen sich für eine Begnadigung einsetzen.

Der damals 18-jährige Sanitätssoldat Asaria hatte im März des vergangenen Jahres in Hebron einem am Boden liegenden Attentäter in den Kopf geschossen. Die Anklage hatte sich für eine Haftstrafe ausgesprochen. Asarias Anwalt erklärte hingegen, sein Mandant habe in Selbstverteidigung gehandelt.

Asaria sagte im Prozess aus, er habe befürchtet, dass der Palästinenser noch einen Sprengstoffgürtel unter seinem Mantel trage. Der Attentäter hatte zuvor einen anderen Soldaten mit einem Messer verletzt.

Die Vorsitzende Richterin Maja Heller lehnte allerdings die entscheidenden Argumente der Verteidigung als unglaubwürdig ab. Sie bezeichnete Asarias Aussage als «sich immer wieder verändernd und ausweichend». Der Schuss aus seiner Waffe sei tödlich gewesen für den Palästinenser. Der Mann sei „unnötigerweise“ erschossen worden.

Die Verteidigung hatte auch argumentiert, dass der Angreifer schon vor dem Kopfschuss tot gewesen sei. Die Anklage hatte hingegen erklärt, Asaria habe aus Rache für seinen verletzten Kameraden gehandelt.

Bei strömendem Regen harrten am Morgen Demonstranten vor dem Gelände aus. Sie hielten Schilder mit Aufschriften wie «Die Nation steht hinter Dir» in die Höhe.

«Ich denke, jeder hat vergessen, was in diesem Fall passiert ist», sagte Ilana Leder, die Asaria unterstützt. «Jemand ist gekommen, um so viele Juden wie möglich zu töten.» Man könne darüber reden, ob die Reaktion von Elor Asaria gut gewesen sei oder nicht. «Aber dieses Kind muss nicht 15 Jahre ins Gefängnis», sagte die 49-jährige Frau aus Aschdod. «Dieses Kind ist wie mein Kind.»

Amir Levi war aus Jerusalem gekommen und sagte: «Er hat als Soldat seinen Job gemacht und dieses Land beschützt.» Der 45-Jährige in Militärhose und grauem Kapuzenpulli sieht eine Vorverurteilung des Soldaten in der Öffentlichkeit. «Das Verfahren war beendet, bevor es angefangen hat», sagte er, während er eine Stange mit einer großen Israel-Fahne in der Hand hielt.

Bildquelle:

  • Elor Asaria: dpa

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.