Katholische Weltkirche gegen deutsche „Reformer“: Herr Bätzing allein zu Haus

ARCHIV - Fordert offen über Macht und Machtmissbrauch in der Kirche zu sprechen: Georg Bätzing. Foto: Nicolas Armer/dpa

BONN/KÖLN – Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat die Kritik zahlreicher ausländischer Kardinäle und Bischöfe an seinem Kurs zur Protestantisierung der deutschen Katholiken zurückgewiesen.

Die Vorwürfe lösten «Befremden» bei ihm aus, schrieb Herr Bätzing in einem Brief an den Erzbischof von Denver und mehr als 70 weitere Oberhirten aus den USA und anderen Ländern. «Dies gilt insbesondere deshalb, weil hier Behauptungen in den Raum gestellt werden, für die man angesichts ihres Gewichts Begründungen erwarten könnte. Diese bleiben Sie uns jedoch leider schuldig.»

Herr Bätzing wies die Unterzeichner darauf hin, dass der Anlass für den Synodalen Weg der Missbrauchsskandal gewesen sei. Dies werde in ihrem Offenen Brief jedoch leider überhaupt nicht erwähnt. «Ich würde mich allerdings sehr wundern, wenn Sie und die Unterzeichner des Offenen Briefes die Bedeutung der Notwendigkeit nicht sähen, sich als Kirche der Frage des Missbrauchs zu stellen und daraus auch für die Kirche und ihre Strukturen Konsequenzen zu ziehen. In diesem Zusammenhang muss leider auch offen über Macht und Machtmissbrauch in der Kirche gesprochen werden, da helfen euphemistische Verbrämungen, wie Sie sie in Ihrem Schreiben versuchen, nicht wirklich weiter.»

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte der «Rheinischen Post» (Düsseldorf), die aktuellen Geschehnisse im Erzbistum Köln zeigten wieder einmal, wie dringend die angestrebten Reformen seien. In Köln lasse sich «wie in einem Brennglas erkennen, dass ein Weiter-So nicht zu verantworten» sei. «Die Situation in Köln liefert alle Beweise, wie die Zeit für Reformen drängt und keinen, aber auch wirklich gar keinen Aufschub mehr duldet.»

Stetter-Karp äußerte sich auch kritisch dazu, dass Papst Franziskus immer noch nicht entschieden habe, ob der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki nun Erzbischof bleibe oder nicht. Woelki hat dem Papst seinen Rücktritt angeboten, die Gläubigen im Erzbistum Köln aber gleichzeitig um eine zweite Chance gebeten. Nach Einschätzung von Stetter-Karp schadet der «anhaltende Schwebezustand allen, am Ende auch dem Kardinal selbst».

In einer ganzen Serie von Skandalen und Fehlschlägen war zuletzt bekannt geworden, dass das Erzbistum Köln insgesamt 1,15 Millionen Euro für einen überschuldeten Priester gezahlt hatte. Der Priester habe knapp 500.000 Euro Schulden gehabt, hatte ein Sprecher des Erzbistums bestätigt. Die nachträgliche Versteuerung samt Zinsen habe das Erzbistum noch einmal knapp 650.000 Euro gekostet. Die Mittel seien zum Teil aus einem Sondervermögen entnommen worden, aus dem auch die Zahlungen an Opfer von sexuellem Missbrauch geleistet werden. Männer und Frauen, die im Kindesalter von katholischen Priestern sexuell missbraucht worden waren, hatten in der Vergangenheit oft nur ein paar tausend Euro erhalten.

Bildquelle:

  • Bätzing: dpa

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