BRASILIA – Unbeachtet von der europäischen Öffentlichkeit finden in Brasilien seit Wochen massive Proteste gegen die Wahl des Sozialisten Lula da Silva zum neuen Präsidenten statt. Erst waren es die LKW-Fahrer, die zahlreiche Autobahnen blockierten und damit den Warenverkehr in Teilen des Landes lahmlegten. Jetzt meldeten sich die Anführer der nach Millionen zählenden Indianer, der indigenen Völker Brasilien, kraftvoll zu Wort und kündigten an, die Abwahl des konservativen Präsidenten Jair Bolsonaro nicht anerkennen zu wollen, da offenkundiggravierende Wahlmanipulationen stattgefunden hätten.
Mutmaßlich Anhänger des noch amtierenden brasilianischen Präsidenten Bolsonaro versuchten in der vergangenen Nacht, in das Gebäude der Bundespolizei in der Hauptstadt Brasília einzudringen. Das berichtete die Nachrichtenagentur «Agência Brasil»am Montagabend (Ortszeit).
Demnach protestierten sie gegen den vorläufigen Haftbefehl gegen einen indigenen Bolsonaro-Anhänger, zündeten Autos und Busse an. Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Tränengas einsetzte.
Der konservative Bolsonaro hatte bei der Stichwahl um das Präsidentenamt im größten Land in Lateinamerika Ende Oktober nach einem fulminenten Wahlkampf nur hauchdünn gegen den linken Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva verloren. Viele seiner Unterstützer wollen den Wahlsieg von Lula nicht hinnehmen und demonstrieren nun in verschiedenen Teilen Brasiliens dagegen. Immer lauter wurde unter Bolsonaros Anhängern in den vergangenen Wochen ein Eingreifen des Militärs gefordert.
Die oberste Wahlbehörde hatte Lula in einer Zeremonie in Brasília am Montag die Wahl bescheinigt, womit er am 1. Januar sein Amt antreten kann. Er bekam eine entsprechende Urkunde überreicht.
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- Brasilien: dpa