Mit 75 Jahren, da fängt das Leben an, mit 75 Jahren, da hat man Spaß…am Umsturz

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

vor dem OLG in Koblenz beginnt heute der Prozess gegen vier Männer und eine 75-jährige Frau aus der sogenannten „Reichsbürger“-Szene. Die hatten geplant, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu entführen und andauernde flächendeckende Stromausfälle auszulösen. So sollte die Bundesregierung gestürzt werden. Und eine Rentnerin aus Sachsen hatte die Aufgabe, das Deutsche Reich wiederherzustellen. Dazu hatte sie auch einen Brief u. a. an Russlands Präsident Wladimir Putin verfasst.

Die Fanpost aus Sachsen wird Putin nun nicht zu Gesicht bekommen.
Und doch denke ich immer, was sind das für naive Idioten, die meinen, man könne mit fünf Leuten mal eben ein Land wie Deutschland destabilisieren und eine neue Regierung einsetzen? Oder nehmen wir mal an, es gelänge irgendwem, einen Bundesminister zu entführen – löst das dann Bürgerkrieg aus? Brennen dann Barrikaden auf den Straßen? Oder machen alle einfach weiter wie vorher?

Deutschland ist ein stabiles Staatswesen, natürlich. Vieles läuft hier falsch, die Bundesregierung hätte enormes Verbesserungspotential, das sie aber nicht ausschöpfen kann mit diesem Personal.

Aber, liebe Freunde, auch wenn ein Heinrich XIII Prinz Reuß König von Deutschland werden und ein Esotherik-Ministerium errichten wollte, wenn eine Lehrerin aus Sachsen versucht, die globale Ordnung mit ihrem Briefen ins Wanken zu bringen – das alles ist lächerlich. Oder sagen wir: Man könnte es für lächerlich halten, wenn es diese Leute nicht bitterernst meinten mit ihrem politischen Wahn.

Bei bundesweiten Durchsuchungen wurden im Zusammenhang mit diesem Verfahren Schusswaffen und Munition, Bargeld, Goldbarren, Silbermünzen und Devisen sichergestellt. Und deshalb ist es gut, dass sich unsere Sicherheitsbehörden mit ihnen befassen. Und sie rechtzeitig aus dem Verkehr ziehen.
Nachher wird in den sozialen Netzwerken zu lesen sein, wie dilettantisch diese Gruppe war, und wer denn schon einer 75-Jährigen ernsthaft einen Umsturz zutraut. Und dann setzen sie Grinsesmileys dahinter. Aber wissen Sie was? Wenn so ein Anschlagsplan doch mal funktionieren sollte, wenn ein Bundesminister entführt oder gar getötet würde – dann wären das dieselben Leute, die laut schreien, wie unfähig unsere Sicherheitsbehörden und dieser Staat doch seien. Das hätte man alles schon viel früher verhindern müssen….

Ihnen allen einen schönen Tag!

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.