Nach russischem Abzug: «Massengrab» mit 440 toten Ukrainern in Isjum gefunden

Ein ukrainischer Soldat inspiziert mit einem Metalldetektor ein Massengrab in der kürzlich zurückeroberten Stadt Isjum. Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa

KIEW – Nach dem Abzug russischer Truppen ist in der ostukrainischen Stadt Isjum im Gebiet Charkiw ein «Massengrab» gefunden worden.

«Die nötigen prozessualen Handlungen haben dort schon begonnen», sagte Staatschef Selenskyj in einer in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Ukrainische Medien berichteten von einem Fund von mehr als 440 Leichen in einem Wald – nach weiteren Leichen werde gesucht.

Die Suche werde durch Minen erschwert, sagte der ukrainische Vermisstenbeauftragte Oleh Kotenko der Agentur Unian zufolge. Dennoch werde jede Anstrengung unternommen – insbesondere auch, um die Körper gefallener Soldaten an ihre Familien übergeben zu können: «Wir setzen die Arbeit fort (…), damit die Familien die Soldaten, die für die Ukraine gestorben sind, so schnell wie möglich angemessen ehren können», sagte Kotenko.

Russische Truppen verlassen Gebiet fluchtartig

Die Russen hatten das Gebiet am Samstag nach einer Gegenoffensive der ukrainischen Kräfte fluchtartig verlassen und dabei auch Panzer, Munition, selbst Kleidung zurückgelassen. Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte von einer «Umgruppierung» seiner Truppen gesprochen, während selbst kremlnahe Quellen von einer verheerenden Niederlage sprachen. Selenskyj besuchte Isjum am Mittwoch. An diesem Freitag sollen Journalisten zu dem Massengrab gebracht werden. «Wir wollen, dass die Welt erfährt, was wirklich passiert und wozu die russische Okkupation geführt hat», sagte Selenskyj nun.

Selenskyj: «Russland hinterlässt überall Tod»

«Butscha, Mariupol und jetzt leider auch Isjum: Russland hinterlässt überall Tod und muss sich dafür verantworten. Die Welt muss Russland zur echten Verantwortung für diesen Krieg ziehen», forderte der Staatschef. Die Ukraine hat nach dem Abzug der russischen Truppen im Frühjahr aus dem Kiewer Vorort Butscha sowie in zahlreichen anderen Orten, darunter in der von Moskau eingenommenen Hafenstadt Mariupol, schwerste Kriegsverbrechen beklagt.

In Butscha waren nach ukrainischen Behördenangaben Hunderte Zivilisten, in Mariupol Tausende getötet worden. Der Chef der Ermittlungsbehörde der Polizei im Gebiet Charkiw, Serhij Bolwynow, sprach nach Angaben der Internetzeitung «Ukrajinska Prawda» von einem Massengrab mit mehr als 440 Leichen in einem Wald in Isjum.

Bildquelle:

  • Massengrab: dpa

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