Predigt zum Fest des Heiligen Josef: Spielt der Mann in der Ehe nur eine trottelige Nebenrolle?

Josef, der Zimmermann, nahm Jesus als seinen Sohn an.

von PATER JOSEF LIENHARD, OSFS

EICHSTÄTT – Wussten Sie, dass heute der Tag des heiligen Josef ist? Die Mitte der christlichen Fastenzeit? Bergfest sozusagen. Für diejenigen unter Ihnen, die – cfrai nach habermas – religiöse musikalisch sind, eine aktuelle Predigt zum Tage von Pater Josef Lienhard:

„Vor einigen Jahren habe ich in einer Predigt einen üblen Männerwitz erzählt. Von wegen der Mann als Machotyp! Schon als Kind las ich in unserer Familienküche täglich auf einem Küchenbehang: „Ich bin der Herr im Hause, das wär gelacht. Was meine Frau sagt, das wird gemacht!“

So gibt es viele Männerwitze. Einen davon will ich Ihnen heute erzählen. Wir haben heute den Fastensonntag Laetare. Das heißt: Freue dich!

Also: Petrus hat am Himmel zwei Eingangstore für Männer eingerichtet. An der einen Tür steht: Eingang für Männer, die unter dem Kommando der Frau standen. Und an der anderen Tür: Eingang für Männer, die nicht auf die Frau hören mussten.

Und dann passierte es, dass am Tor für Männer, die ihren Frauen hörig waren, eine riesige Schlange von Männern stand. Am Tor mit der Aufschrift für Männer, die nicht auf die Frau hörten, stand ganz einsam nur ein einziger Mann! Das verwunderte Petrus sehr, und er stellte diesem Einzelgänger die Frage: „Wie kommst du hierhin? Die Antwort des Mannes: „Meine Frau hat gesagt, ich soll mich hierhin stellen!“

Wenn ich auf das Leben des Heiligen Josef schaue, wenn ich im Evangelium kein einziges Wort lese, das er gesprochen hat, könnte man meinen, dass er wie der Vater des Johannes des Täufers taubstumm war. Es sieht so aus, dass er in seiner Ehe die peinliche Nebenrolle eines trotteligen Typen ausgefüllt hat, der nicht einmal den Mund auftut. Fast könnte man meinen, er habe Redeverbot. Dabei hatten damals die Männer alles Recht der Welt. So ähnlich wie heute noch im Islam. Und bei Ehebruch wurden sie gesteinigt, der Mann blieb verschont. Und wenn die Frau aus der Ehe entlassen wurde, bekam sie nicht einmal Sozialhilfe; sie wurde eine verachtete Bettlerin und gesellschaftlich völlig isoliert. Von wegen Rentenanspruch.

Mal ehrlich: Wirkt der Heilige Josef nicht wie einer, der aus der Zeit gefallen ist? Trottlig, brav, verkitscht. So musste der Papst vor einiger Zeit ein Josefsjahr ausrufen, damit er überhaupt wieder in unser Blickfeld rückt.

Dabei war er ein Traummann

Er hatte, als er von der Schwangerschaft Marias erfuhr, nur vor, sich von ihr zu trennen. Dann hätte er die „Arschkarte“ gezogen, weil er in Verruf gekommen wäre, sogar eine schwangere Frau sitzen zu lassen. ‚So ein Mistkerl‘, hätte er sich wohl anhören müssen. Aber es steht im Evangelium, dass er gerecht war. Wirklich? Und er hat sich nicht an das jüdische Gesetz gehalten, das für solche Fälle eine Anzeige beim Synagogenvorsteher vorsieht, um die Steinigung der Frau einzuleiten.

Aber Josef lässt Maria nicht sitzen. Er steht nach einem Zwischenruf eines Engels voll zu ihr. Und nicht nur das: Er nimmt das Los eines Flüchtlings an und riskiert eine Flucht nach Ägypten. Gibt seine Firma und seine Sicherheit auf und geht das Risiko einer Flucht ein. Alle wissen nicht, was sie dort erwartet. Es gab doch kein Asyl mit Unterbringung und Kostenübernahme. So waren sie Freiwild. Jeder konnte sie abschießen.

Und Jesus hatte einen Traumvater, der für sein Überleben alles riskiert

Als der Zwölfjährige Reißaus nahm und ihm die Sorgen seiner Eltern als Pubertierendem piepegal waren, hat Josef ihn nicht einmal zur Rede gestellt. Nur Maria wagte ihren Vorwurf an Jesus auch auszusprechen: „Dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.“ Die Antwort Jesu wird auch Maria nicht überzeugt haben. War sie nicht ein wenig arg frech, wenn Jesus ihnen zu verstehen gibt, dass er auf eine ANDERE Autorität hören muss. So nach dem Motto: „Ihr habt mir jetzt nichts mehr zu sagen!“

Josef, ein Traummann und ein Traumvater, weil er seinen Träumen und den Worten des Engels Gehör geschenkt hat- und dazu einen anderen Typ Mann verkörpert hat als den heutzutage immer noch üblichen Macher. Ein Träumer zu sein wird oft assoziiert mit mangelnder Lebenstüchtigkeit.

Josef rastet nicht aus. Er war ein Hörender. Das soll ihm mal einer nachmachen!

Später wird Petrus sagen: ‚Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!‘

Er ließ sich auf das „Fürchte dich nicht“ ein. Er läuft nicht weg. Er geht. Er handelt. Er lamentiert nicht rum und flieht in das Selbstmitleid. Erstellt seinen Mann, er lässt sich darauf ein, ein Vater und Ehemann zu sein. Ein Traummann und ein Traumvater.

Pater Delp hat ihn treffend charakterisiert, wenn er in seinem Tagebuch vor der Hinrichtung schreibt: „Josef, er ist der Mann am Rande, im Schatten. Der Mann der schweigenden Hilfestellung und Hilfeleistung. Der Mann, in dessen Leben Gott dauernd eingreift mit neuen Weisungen und Sendungen…Die schweigende, dienstwillige Bereitschaft des Mannes Josef werden uns wacher, und so wirklicher und freier machen!“

Pack an und fürchte dich nicht! Das war seine Lebensmaxime, wo wir uns vor lauter Angst immer die „Hose voll machen“. Josef, ein gewöhnlicher Mann, der Außergewöhnliches tut!

Und das hat den evangelischen Theologen so beeindruckt, dass er gesagt hat: Wenn es in seiner evangelischen Kirche die Heiligenverehrung gäbe, dann würde er den Heiligen Josef an die erste Stelle setzen.

Also ist er doch mehr als ein Trottel, der seinen Mund nicht aufmacht. Er packt zu, wo ein Mann gefragt ist. Nicht machohaft, mit einem Muskelpaket, sondern ein Hörender und Zupackender, auch wenn er manches an den Weisungen des Engels nicht versteht.

Wer sich nicht fürchtet, liegt richtig! Von wegen die Ausrede: Was werden die anderen sagen? Oder dann haben wir eine schlechte Presse! Liegen wir deshalb so oft total daneben?“

Bildquelle:

  • Heiliger_Josef_Jesus: kna

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende

Jetzt spenden (per PayPal)

Jetzt abonnieren