Strom-Anschlag in Berlin zeigt, wie gefährdet Deutschlands kritische Infrastruktur wirklich ist

Leichte Ziele, große Wirkung...

von KLAUS KELLE

BERLIN – Am Dienstag vergangener Woche haben Terroristen die Starkstromkabel an zwei Strommasten im Berliner Stadtteil Johannisthal (Bezirk Treptow-Köpenick) zerstört. Die Folge war der längst Stromausfall in Berlin seit mindestens 26 Jahren.

Betroffen waren 50.000 Haushalte, mehrere Tausend über Tage. Inzwischen funktioniert alles wieder. Es dauerte 60 Stunden, bis die Stromversorgung wiederhergestellt werden konnte.

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) informierte das Abgeordnetenhaus über die Erkenntnisse der Ermittler, die von linksextremen Tätern aus dem Inland ausgehen. Ein öffentlich verbreitetes Bekennerschreiben der Täter weise Ähnlichkeiten mit einem ähnlichem vom Februar aus, als ein Brandanschlag nahe dem Tesla-Werk in Grünheide (Brandenburg) verübt wurde – ebenfalls von Tätern aus dem linksradikalen Milieu der Hauptstadt.

Linksextremisten verursachen durch Sabotagehandlungen, Sachbeschädigungen und Brandstiftungen jährlich Sachschäden in mehrstelliger Millionenhöhe, resümiert das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV): „Angriffe auf Infrastrukturen, kritische oder sonstige, treffen nicht nur Unternehmen. Zunehmend ist auch die Bevölkerung von Ausfällen und Beeinträchtigungen der Energie- und Telekommunikationsinfrastruktur oder des öffentlichen Personenverkehrs betroffen, die durch linksextremistische Anschläge verursacht werden.“

Ja, und weiter?

Zweifellos ist unser Staat nicht in der Lage, jeden Strommast, jeden Regionalbahnhof und jedes Wasserwerk rund um die Uhr bewachen zu lassen. Die Infrastruktur ist anfällig für Anschlage, auch ernstzunehmender Saboteure aus dem Bereich feindlich gesinnter Geheimdienste.

Erst im Juli hatte die Präsidentin des Militärischen Abschirmdienstes (MAD),Martina Rosenberg (55), vor einer dramatischen Zunahme von Sabotageakten in Deutschland gewarnt: Sabotage auf Schiffen der Bundesmarine und gegen militärische Infrastruktur, manipulierte Technik, Cyberattacken, Ausspähversuche militärischer Liegenschaften und hoch entwickelte Drohnen, die gegen elektronische Störungen resistent sind.

Hinzu kommt eine Welle russischer Desinformation hauptsächlich über Internet-„Medien“. Und das zeigt Wirkung, wie jeder täglich in den Sozialen Netzwerken selbst verfolgen kann, wo eine wahre Armada gehirngewaschener Nachbeter auch der dümmlichsten russischen Narrative unterwegs sind, um öffentliche Debatten in Deutschland zu beeinflussen und etwa gegen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu hetzen, um den Willen der deutschen Bevölkerung zur weiteren Unterstützung der Ukraine immer weiter zu schwächen. Das passiert nicht zufällig, das ist Teil der psychologischen Kriegsführung russischer Geheimdienste und der Internet-Trolle in St. Petersburg.

Zu den russischen Sabotage- und Spionageaktivitäten gehören nach Analysen der deutschen Sicherheitsdienste neben direkten Sabotageakten gegen Bahnlinien oder den Flugverkehr auch zunehmend illegale Erkundungsflüge mit Drohnen wie zum Beispiel 2024, als mehrfach schnell fliegende Drohnen nahe des LNG-Terminals in Brunsbüttel entdeckt wurden.

Schiffe der russischen „Schattenflotte“ spionieren Windparks in der Nord- und Ostsee aus, durchtrennen Unterseekabel. Russische Kampfjets verletzen nahezu täglich den Luftraum auch von NATO-Staaten im Baltikum, Finnland, Rumänien und Polen.

Registriert wurden Brandstiftungen in Lagern für Ukraine-Hilfsgüter, Rüstungsfabriken oder Einkaufszentren zuletzt in Großbritannien und Polen.

Im Juni 2024 wurde in Berlin ein Feuer gelegt bei der Rüstungsfirma Diehl, die das hoch effektive Luftabwehrsystem Iris-T unter anderem für die Ukraine produziert.

Und im Juni meldete das globale amerikanische Fernsehnetzwerk CNN, ein US-Geheimdienst habe einen Mordanschlag auf den Chef des Rüstungsriesen Rheinmetall, Armin Papperger vereiteln können.

Wenn man betrachtet, wie anfällig Deutschland in allen möglichen relevanten Bereichen ist und welchen Schaden ein paar hirnlose Linksextremisten allein in einer Metropole wie Berlin anrichten können, mit was müssen wir rechnen, wenn Russland ernstmacht und es einen heißen Konflikt gibt?

Bildquelle:

  • Strommasten_2: pixabay

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.