Warum heiratet Herr Bätzing nicht einfach und wird evangelisch?

ARCHIV - Die Synodalversammlung der katholischen Kirche in Frankfurt am Main. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

von KLAUS KELLE

FRANKFURT/M. – Die katholische Kirche in Deutschland schafft sich ab.

Nein, natürlich wird das am Ende des Tages nicht das Ergebnis sein. Das ist ja das Schöne an einer Weltkirche, die zentralistisch gesteuert wird. Aber das ist doch gar keine Demokratie, werden jetzt viele von Ihnen denken, und das stimmt.

Denn die Kirche ist das Volk Jesu, wenn ich das mal so etwas vereinfacht formulieren darf. Und eine Kirche, die sich direkt auf Gottes Wort beruft, ist etwas anderes als eine Partei oder ein Taubenzüchterverein. Eine Partei kann – wie die CDU zum Beispiel – alle tragenden Säulen, auf denen sie jahrzehntelang erfolgreich Politik machte, über Bord werfen. Per Mehrheitsbeschluss. Und dann stehen Sie alle auf und klatschen elf Minuten lang frenetisch, und dann ist sie halt ruiniert. Die CDU.

Oder der Taubenzüchterverein kann beschlie0en auf der Jahreshauptversammlung, dass statt Tauben zukünftig Hunde gezüchtet werden. Kein Ding, wer ist dafür? Danke! Gegenstimmen? So beschlossen.

Bei einer Kirche ist das anders

Jeder Mensch kann entscheiden, ob er das glaubt und dann danach leben…oder auch nicht. Aber das Wort Gottes ist nicht verhandelbar. Man kann palavern, man kann abstimmen, aber das Wort Gottes steht. Punkt.

Als die Evangelische Amtskirche in Deutschland das irgendwann in den 80er Jahren veränderte, habe ich – geboren in eine seit Jahrhunderten protestantische Familie – die Lippische Landeskirche verlassen und mich drei Jahre später der Römisch-Katholischen Kirche angeschlossen. Weil ich im Gottesdienst, den wir aus guten Gründen Heiige Messe nennen, nicht über Klima, Gender oder das böse Zölibat belehrt werden will, sondern lernen will, was Gott uns durch Jesus Christus vor gut 2000 Jahren mitteilen ließ.

Darum geht es beim Christentum. Und nur darum

Jedenfalls für Menschen wie mich, die die Bergpredigt Jesus für das vielleicht revolutionärste Dokument in der Geschichte der Menschheit halten.

Doch nun habe ich ein Déjà-vu

Das bedrohliche Gefühl, auch meine Katholische Kirche könnte vom Zeitgeist geschleift und banalisiert werden.

Der große Papst und inzwischen Heilige Johannes Paul II hat in seinen Predigten immer wieder eindringlich vor der Gefahr des Relativismus gewarnt. Und Papst Benedikt mahnte seine Kirche in seiner Freiburger Rede zu einer Entweltlichung. Dabei ging es nicht um Banales (aber aus meiner Sicht Richtiges) wie die Abschaffung der Kirchensteuer. Es ging darum, sich nicht von Politik und Zeitgeist vereinnahmen zu lassen. Fels in der Brandung zu sein.

Nicht „die Politik“ sei das Geschäft der Kirche, sondern die Verkündigung des Evangaliums. Nicht die Anpassung an gesellschaftliche Strömungen, sondern das beharrliche Eintreten „für das wahre Meinschsein“, für die Würde und das Recht. Für Gott.

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Herr Bätzing und seine deutschen Gefolgsleute wollen das nicht anerkennen. Sie wollen die Kirche protestantisieren, wollen, dass Frauen am Altar dienen, Homosexuelle getraut werden wie Pfarrer auch. Und das ist ja alles legitim, wenn unsere protestantischen Brüder und Schwestern das für sich formulieren und für statthaft halten vor Gott. Aber es ist nicht katholisch.

Gestern hat wieder eine „Synodalversammlung in Frankfurt/Main was beschlossen: die Segnung von homosexuellen Paaren nämlich. Dafür stimmten 176 von 202 Versammlungsmitgliedern, dagegen 14. Zwölf enthielten sich. Auch die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe kam zustande. Die Feiern sollen «zeitnah» eingeführt werden.

Das Problem ist nur, der Vatikan und das Oberhaupt der Katholischen Kirche haben mehrfach unmissverständlich klargestellt, dass deutsche „Synodalveranstaltungen“ aus klerikern und Laien keinerlei Relevanz haben für den Kurs der katholischen Kirche.

Der Vatikan hatte schon 2021 klargestellt, dass es «nicht erlaubt» sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen «nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden» könnten.

Wenn Herr Bätzing, das trotzdem möchte, soll er Frau Käßmann oder wen auch immer anrufen und um Kirchenasyl bitten! Aber er soll uns in Ruhe lassen. Bitte! Legen Sie Ihre Mitra und den weißen Kragen ab, heiraten Sie, gern auch einen Mann, wenn Sie das möchten! Aber lassen Sie uns einfach in Ruhe unseren Glauben leben, so wie wir das wollen.

Bildquelle:

  • Katholische Kirche: dpa

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.