WHO-Experten bekräftigen: Corona-Ursprung stammt von einem Tier

ARCHIV - Marion Koopmans, Mitglied des Expertenteams der Weltgesundheitsorganisation bei einer Pressekonferenz in Wuhan Anfang Februar. Foto: Cheng Min/XinHua/dpa
Der Ursprung der weltweiten Coronapandemie liegt aller Wahrscheinlichkeit nach im Tierreich. Diese schon mehrfach geäußerte These untermauert auch das Expertenteam, das im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Januar und Februar im chinesischen Wuhan war.Das Team beurteilt es in seinem mit Spannung erwarteten Abschlussbericht zu der Reise als «wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich», dass das Virus von einem Tier über einen Zwischenwirt auf den Menschen übergesprungen ist. Der Bericht lag der der Deutschen Presse-Agentur in Genf vor. Die These, dass das Virus aus Versehen aus einem Viren-Labor entwich und sich verbreitete, gilt demnach als «extrem unwahrscheinlicher Weg».Die drei Labore in Wuhan, die mit Coronaviren arbeiten, seien gut gemanagt und hätten keinerlei Fälle von Atemwegserkrankungen in den Wochen und Monaten vor Dezember 2019 verzeichnet, heißt es in dem Bericht. Nach ihren Angaben sei vor dem Ausbruch auch nicht mit diesen Viren gearbeitet worden. Nicht untersucht wurde die Hypothese einer absichtlichen Verbreitung oder absichtlichen Herstellung des Sars-Cov-2 zur Verbreitung, wie es weiter hieß. «Letzteres wurde von anderen Wissenschaftlern nach Analysen der Genome ausgeschlossen.»

Die WHO will den Bericht am Dienstag zunächst den 194 Mitgliedsländern präsentieren und ihn anschließend am Nachmittag veröffentlichen. Zuvor hatten einige Medien aus dem Entwurf zitiert.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus wollte sich am Montag noch nicht zu Einzelheiten äußern. Er betonte aber mehrfach: «Alle Hypothesen sind auf dem Tisch und müssen weiter untersucht werden.»

Die niederländische Virologin Marion Koopmans, die Teil des Teams war, wies die Darstellung zurück, dass die Wissenschaftler in China nicht frei hätten arbeiten können. Das hätten sie und das Team nicht so empfunden. «Es ging nun einmal um eine sehr komplexe Untersuchung», sagte Koopmans. Daran seien sehr viele Menschen aus vielen Bereichen beteiligt gewesen. Dann könne man nicht einfach schnell alle Daten erwarten. «So funktioniert das nicht.»

Die WHO-Expertenreise nach China war im geopolitischen Umfeld mit den Spannungen zwischen den USA und China von Anfang an höchst heikel. Der frühere US-Präsident Donald Trump sprach vom «Wuhan-Virus» oder «China-Virus» und warf China vor, die weltweite Ausbreitung nicht rechtzeitig gestoppt zu haben. Peking war deshalb um so mehr darauf bedacht zu verhindern, als Urheber der Pandemie an den Pranger gestellt zu werden. So hat China den Besuch der unabhängigen Experten monatelang hinausgezögert. Um die Teilnehmer und das genaue Arbeitsprogramm wurde ewig gefeilscht.

Team-Leiter Peter Ben Embarek räumte spezielle Arbeitsbedingungen ein. «Die Politik stand immer im Raum», sagte der dänische Wissenschaftler der Zeitschrift «Science». «Wir hatten zwischen 30 und 60 Kollegen, und viele von ihnen waren keine Wissenschaftler, nicht aus dem Bereich öffentliche Gesundheit.» Das WHO-Team umfasste 17 Experten, die die Arbeit teils aus dem Ausland unterstützten.

Das Team hatte zum Ende der Mission Anfang Februar gesagt, es sei «extrem unwahrscheinlich», dass das Virus aus einem Labor in Wuhan entwichen sei. Kritiker argwöhnten, dass dies auf chinesischen Druck hin passierte. In «Science» verteidigte Embarek die Einschätzung. Das Team habe von dritter Seite keine belastbaren Hinweise erhalten, um anderslautende Vermutungen zu stützen. Er fügte hinzu: «Die Tatsache, dass die die Hypothese als extrem unwahrscheinlich eingestuft wird, heißt nicht, dass sie unmöglich ist. Wir schließen diese Tür nicht.»

China pocht darauf, auch in anderen Ländern nach einem möglichen Ursprung des Virus zu suchen. Die Regierung propagiert die These, das Virus könne auch aus dem Ausland über tiefgefrorene Lebensmittel nach China eingeschleppt worden sein. Auf einigen Importprodukten waren Viren gefunden worden. Das hat Embarek aber schon mehrfach als höchst unwahrscheinlich zurückgewiesen. Es stelle sich allenfalls die Frage, ob die Viren über den lokalen Handel mit Tiefkühlprodukten aus Südchina nach Wuhan gebracht wurden, sagte er Mitte Februar.

Bildquelle:

  • Marion Koopmans: dpa

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