„Zurück zum Wesentlichen“: Die MEHR wird 2022 zur WENIGER

So drängten sich Massen junger Christen noch 2018 bei der MEHR-Konferenz. Nun heißt es: Back to the Roots.

von MARTIN D. WIND

AUGSBURG – Trotz der Corona-Krise wird es am 6. und 7. Januar 2022 in Augsburg wieder das große, ökumenische Glaubenstreffen, die sogenannte „Mehr-Konferenz geben“. Dieses Mal mit aanderem Titel und verschlanktem Programm. Denn besondere Zeiten erfordern besondere Formate: „Weniger ist oft mehr“ – den Spruch kennt beinahe jeder Mensch. Manchmal diktieren einfach die äußeren Umstände den Umfang eines Unternehmens.“ Johannes Hartl, Gründer des Gebetshaus e.V. in Augsburg und seit 2008 Initiator und Veranstalter der ökumenischen „Mehr-Konferenzen“ muss das derzeit auch erfahren. Und so heißt die kommende Konferenz nicht „Mehr“ sondern „Weniger-Konferenz“.

War die erste Veranstaltung 2008 noch eher ein loses Treffen von etwa 100 informierten Insidern, wurde im Jahr 2020 mit 12.000 Besuchern der ökumenischen Glaubenskonferenz ein bisheriger Besucherrekord aufgestellt.

Politische Reaktionen auf das Corona-Virus und unberechenbare obrigkeitliche Maßnahmen im Umgang mit akuten Covid-19-Erkrankungen, machen derzeit allen Veranstaltern größerer Treffen massive Probleme. Niemand kann sich darauf verlassen, dass seine Planungen den tagesaktuellen regierungsamtlichen Anordnungen entsprechen: Man müsse, so der Sprecher des Gebetshauses Augsburg, Stefan Dobner, eher konservativ planen, um dann nicht aufgrund obrigkeitlicher Anordnungen gezwungen zu werden, Programm und Teilnehmerzahl zurückzufahren, obwohl man bei der Augsburger Messe, dem Eigner des Veranstaltungsortes, in vertraglichen Verpflichtungen stehe.

Das ist die eine – die ökonomische Seite des neuen Konzeptes für die Konferenz. Allerdings – so lassen es die bisherigen Wortmeldungen der Veranstalter auf der Internetseite der derzeit in Planung befindlichen „Weniger“-Konferenz ahnen (https://gebetshaus.org/weniger/) -, könnte es auch sein, dass die bisherige Entwicklung der Veranstaltung nicht so ganz den Vorstellung der Planer entsprachen. Denn dort ist die Rede davon, dass man „Zurück zum Wesentlichen“ wolle. Heißt das, dass die Dimensionen und die Fülle des Programms der bisherigen „Mehr“-Konferenzen vom „Wesentlichen“ abgelenkt haben, dass man hier eine von außen aufgezwungene Situation als Chance nutzen will, um das bisherige Konzept zu überdenken, zu überarbeiten und zum „Kerngeschäft“ zurückzukehren?

Immerhin scheinen die Verantwortlichen sich dazu durchgerungen zu haben, die Teilnehmerzahl der an zwei Tagen jeweils identisch ablaufenden Programme auf jeweils höchstens 2000, demnach insgesamt 4000 Besucher zu begrenzen. „Weniger Lärm. Weniger Ablenkung. Weniger Oberfläche. Gott wartet auf Dich.“ kann man da unter anderem als Motto lesen. Und da scheint dann doch so etwas wie eine Erleichterung durchzubrechen, dass es dieses Mal wieder „um den Kern“ geht.

In der Vergangenheit wurden Glaubenstreffen wie beispielsweise der Weltjugendtag, oder solche Laien-Events wie den Katholikentag oder auch den sogenannten Kirchentag und auch die ökumenische „Mehr“-Konferenz aus bestimmten Kreisen immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, die Attraktivität der Veranstaltungen liege weniger in der Begegnung mit Gott, weniger in gelebter Glaubenspraxis als viel mehr in dem Wohlfühlcharakter solcher Massentreffen gleichgesinnter Menschen. Es sei die Gruppendynamik, die zur positiven Erfahrung beitrüge und nicht die echte Vertiefung des Glaubens.

Am 6. und 7. Januar 2022 wird sich nun zeigen, ob die Reduktion auf das „Wesentliche“, ob der Verzicht auf Online-Streaming, auf Radioübertragung, auf Kinderbetreuung und Teenagerprogramm tatsächlich zurückführen „Zum Ort, nach dem Dein Herz sich sehnt. Aus der digitalen Wüste zurück in die heilige Gegenwart. 2 Tage der Begegnung“, wie es die Programmacher auf der Homepage ausdrücken. Immerhin scheint man sich von der Rückkehr zum analogen Programm mehr persönlichen Austausch und authentischere Begegnung zu erhoffen. Dobner spricht dann auch von einer „kleinen, ruhigen Veranstaltung“, die da im Januar stattfinden soll. Man darf gespannt sein, wie das fertige Programm aussehen wird, das im Oktober veröffentlich werden soll.

Zumindest eines scheint jetzt schon sicher: Künftig soll die „Mehr“-Konferenz wieder alle zwei Jahre stattfinden. Das übernächste Zusammenkommen würde demnach – so nicht die Politik wieder Maßnahmen beschließt, die das verunmöglichen – im Jahr 2023 und dann auch im bisher gewohnten Format stattfinden. Mal sehen, welche der Erfahrungen aus der Konferenz „light“ sich dann im Programm der „fullsize“-Konferenz niederschlagen werden.

Bildquelle:

  • MEHR_Konferenz: gebetshaus augsburg

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