von HENDRIK MÜLLER
STUTTGART/WIEN/DÜSSELDORF/FRANKFURT – Es ist spannend bis zum letzten Spieltag der European League of Football (ELF), wer in die Playoffs einzieht und wer vorzeitig in die Offseason gehen darf. Vier Teams stehen bereits fest. Zum einen der Central Conference Sieger Stuttgart Surge, der Easten Conference Spitzenreiter und amtierende Champion Vienna Vikings und die beiden erstplatzierten der Western Conference Rhein Fire und Frankfurt Galaxy.
Um Platz fünf und sechs kämpfen noch der Hauptstadtclub Berlin Thunder, die Panthers Wroclaw aus Polen, die österreichischen Raiders Tirol aus Innsbruck und die Munich Ravens. In der eigenen Hand haben es die Berlin Thunder und Panthers Wroclaw, die durch einen Sieg am letzten Spieltag automatisch in die Playoffs einziehen würden. Die Raiders und Ravens müssen ihr Spiel gewinnen und auf Fehler der anderen hoffen, um das Ziel noch zu erreichen.
From Zero to Hero
Fest im Playoff Sattel sitzt das schwäbische Franchise Stuttgart Surge, die am Wochenende ihr Spiel gegen ihren ärgsten Verfolger die Raiders Tirol im Tivoli Stadion in Innsbruck gewonnen haben. Das Ergebnis war 38 zu 28. Herausragende Athleten in dem Spiel waren der Surge Quarterback Reilly Hennessy, der zwar nur 57% seiner Pässe angebracht hat, aber drei Touchdowns selber erlaufen hat, Passempfänger Luis Geyer, der mit nur drei gefangenen Bällen insgesamt 100 Yards überbrückte und der Saarländer Sasan Jelvani, der zweimal den Quarterback der Raiders zu Boden brachte, noch bevor dieser den Ball werfen konnte.
Die Erfolgsgeschichte der Surge ist wie aus einem Hollywoodstreifen. In den ersten zwei Jahren haben sie lediglich zwei Spiele gewinnen können und wurden als Loser, ELF untauglich und schwach betitelt. Dieses Jahr haben sie sich komplett umgekrempelt. Sie verpflichteten einen neuen Head Coach mit Jordan Neuman und wechselten auch den Rest des Trainerteams aus. Darüber hinaus tauschten sie auch 80% des Teams aus und stellten ein Team, welches in der ELF mehr als nur mithalten kann. Sie wollen die Trophäe.
Das Team besitzt die Qualität jedes Team zu schlagen. Doch auch 2021 und 2022 waren sie spielerisch nicht so schlecht, wie es am Ende die Ergebnisse widerspiegelten. Sie waren nicht richtig gecoacht. Ehemaligen Spielern zufolge wurde in der Halbzeit von den Coaches nur geschimpft und beleidigt, anstatt sie aufzubauen und mit neuen besseren Taktiken auf die zweite Halbzeit einzustellen. Das macht der neue Head Coach Neuman viel besser als noch seine Vorgänger, denn auch die neue Starke Surge lag diese Saison schon dreimal zur Halbzeit hinten und drehten das Spiel noch in der zweiten Hälfte. Sie wurden in der Halbzeit motiviert und auf den Gegner besser eingestellt und kamen so mit breiter Brust wieder aus der Kabine. Im letzten Spiel gegen die Raiders stand es 12:12 unentschieden zu Halbzeit. Im zweiten Durchgang machten sie den Innsbruckern spielerisch klar, dass sie das Spiel gewinnen wollten und werden. Sie gewannen das Spiel verdient und beenden die reguläre Spielzeit verdient auf dem ersten Platz in ihrer Gruooe.
Titelverteidigung zum Greifen nah
Die Vienna Vikings, aus der österreichischen Millionenstadt Wien, ist der amtierende Meister. Sie verloren 2022 nur ein einziges Spiel und konnten sich bis ins Finale durchkämpfen, wo sie die Hamburg Sea Devils deutlich besiegten und sich mit Europas Krone schmückten. Diese Saison sind sie noch ungeschlagen und können bereits elf Siege am Stück vorweisen. Doch so überzeugend wie noch letzte Saison sind sie allemal nicht. Sie konnten beide Spiele gegen den polnischen Vertreter Panthers nur knapp in letzter Minute gewinnen und strauchelten auch am Vergangenen Wochenende, als mit den Fehervar Enthroners eines der schlechtesten Teams der Liga nach Wien kam. Sie gewannen das Spiel mit 21:20, konnten in der zweiten Halbzeit gar keine Punkte mehr erzielen und ließen die Enthroners sogar noch bis auf einen Zähler rankommen. Lediglich ein verpasster 31 Yard Field Versuch vom ungarischen Kicker Szoke trennten die Wiener zu ihrer ersten Niederlage. Nichtsdestotrotz stehen die Vikings an der ersten Stelle der Eastern Conference und dürfen sich nun in der ersten Playoffrunde ausruhen und den Gegner zuschauen. Erst im Halbfinale greifen sie wieder ein und Versuchen wieder ins Finale der ELF einzuziehen.
Rhein Fire wartet auf Herausforderung
Ebenfalls noch ungeschlagen ist das rheinländische Franchise Rhein Fire. Sie haben die ganze Saison über ihre Gegner dominiert und es so aussehen lassen, als gäbe es zwei verschieden Footballwelten in der ELF. Egal auf welcher Position man beim Düsseldorfer Franchise schaut, hier spielt die Crème de la Crème des deutschen und europäischen Footballs. Angeführt wird das Team von Quarterback Jadrian Clark, der statistisch gesehen der beste Quaterback der kurzen ELF-Geschichte ist. Mittlerweile warf er über 50 Touchdown Pässe in dieser Saison. Das schaffte vor ihm noch niemand. Auch in anderen Statistiken führt er die Liga an. Bedanken darf er sich da bei seiner Offensive Line, die ihm beschützt, wie noch keine andere Line seinen Quarterback zuvor.
Auch auf der Position der Passempfänger sind durchweg vorzeige Athleten, die selbst den ungangbarsten Ball irgendwie fangen. Ein offensives Bollwerk, was Europa wohl zu ihrer besten Zeit noch nicht gesehen hat. Doch obwohl sie alle Gegner dominiert haben, wie auch am Wochenende das Schweizer Franchise Helvetic Guards mit 43:17. Ist Rhein Fire der einzige Conference erste, der noch theoretisch vom Thron geschmissen werden kann. Denn ihr härtester Verfolger ist ihr ewiger Rivale Frankfurt Galaxy, die mit 10 Siegen zu nur einer Niederlage ihnen direkt auf den Fersen sind und gleichzeitig auch ihr Gegner am nächsten Spieltag. Doch die Chance ist nur theoretisch, da Rhein Fire die Frankfurter am ersten Spieltag mit 33:9 aus der heimischen Schauinsland-Reisen Arena gekickt haben. Das bedeutet, damit Frankfurt Galaxy noch an Rhein Fire vorbei zieht müssen sie das Rückspiel in Frankfurt mindestens mit 25 Punkten Vorsprung gewinnen. Dieser Wert ist zwar nicht unmöglich, aber Rhein Fire ist wohl der Kryptonit der Galaxy, denn das Düsseldorfer Franchise ist das einzige Team der ELF, gegen das sie noch nie gewinnen konnten.
Doch das Frankfurt, das schaffen kann, dürfte jedem klar sein. Das Team von Head Coach Thomas Kösling, war 2022 das einzige Team, welches die Vienna Vikings besiegen konnte und außerdem sind sie bis auf die Niederlage gegen Fire am ersten Spieltag, ebenfalls ungeschlagen. Sie bewiesen auch, dass sie es mit jedem aufnehmen können. Ein Artikel des ELF-Autoren Tim Hanswillemenke direkt vor Saison Beginn sagte auch aus, dass sie Galaxy diese Saison sehr enttäuschen wird, da sie die Abgänge nicht kompensieren werden. Auch diesen Artikel widerlegten sie mehrfach, obwohl der Starting Quarterback Jakeb Sullivan einige Spiele Verletzt fehlte.
Fest steht, das beide Teams ihr Ticket zu den Playoffs bereits sicher haben. Am Sonntag den 3. August wird dann das direkte Duell um Platz eins ausgetragen. Doch die besten Karten hat hier wohl Rhein Fire, deshalb kann man beruhigt sagen: Die ELF-Conference Sieger stehen fest, FAST!
Die Tabellen der drei Conferencen:
Eastern Conference
– Vienna Vikings 11:0
– Berlin Thunder 7:4
– Panthers Wroclaw: 7:4
– Fehervar Enthroners 3:8
– Leipzig Kings 2:10
– Prague Lions 1:10
Central Conference
– Stuttgart Surge 9:2
– Raiders Tirol 7:4
– Munich Ravens 6:5
– Helvetic Guards 3:8
– Barcelona Dragons 2:9
– Milano Seamen 2:9
Western Conference
– Rhein Fire 11:0
– Frankfurt Galaxy 10:1
– Paris Musketeers 5:6
– Hamburg Sea Devils 4:6
– Cologne Centurions 4:7
Bildquelle:
- Football_ELF_Webshow: foot bowl