Der FC Bayern plant ein Kunststück gegen Real Madrid

Trainer Carlo Ancelotti will mit dem FC Bayern ins Halbfinale. Foto: Andreas Gebert

von CHRISTIAN KUNZ

Madrid – Der Countdown zum Startschuss für die erträumte ultimative Aufholjagd läuft beim FC Bayern. Nach dem 1:2 im Viertelfinal-Hinspiel in München will der deutsche Fußball-Rekordmeister am Abend bei Real Madrid noch das Halbfinale der Champions League erreichen.

«Natürlich haben wir nach dem Spiel in München einen Nachteil», sagte Bayern-Trainer Carlo Ancelotti bei seiner Rückkehr ins Bernabéu-Stadion. «Wir müssen ein super Spiel spielen.»

Mit Real triumphierte Ancelotti 2014 in der Königsklasse, jetzt will er nach fünf Halbfinals der Bayern in Serie den frühesten Münchner K.o. seit dem Achtelfinal-Aus 2011 vermeiden. Große Sorgen bereitet die Abwehr: Mats Hummels und Jérôme Boateng reisten angeschlagen nach Madrid. «Bayern spielt immer gut, sowohl zu Hause als auch auswärts», warnte Real-Trainer Zinedine Zidane vor den Münchnern.

AUSGANGSLAGE: Nur Ajax Amsterdam (1996) und Inter Mailand (2011) konnten in der Champions League nach einer Hinspiel-Niederlage K.o.-Duelle drehen und kamen mit einem Auswärtssieg noch weiter. In anderen Europapokal-Wettbewerben glückte das häufiger. Bayern kam 1988 im UEFA-Cup gegen Inter Mailand und 1995 ebenfalls im UEFA-Cup gegen Lokomotive Moskau nach einer Hinspiel-Niederlage zu Hause noch in die nächste Runde. «Vielleicht ist da etwas möglich, was wir schonmal erlebt haben», sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

MUTMACHER: Robert Lewandowski ist zurück. Der mit Abstand beste Bayern-Torschütze fehlte im Hinspiel an allen Ecken und Enden, er hätte vielleicht auch den von Arturo Vidal verschossenen Elfmeter verwandelt. «Ich wünsche ihm das eine oder andere Tor», sagte der frühere Weltklasse-Torjäger Rummenigge. Immerhin ist Lewandowski der einzige Königsklassen-Star, der in einer Partie viermal gegen Madrid getroffen hat. «Bei Lewandowski ist alles okay», sagte Ancelotti.

SORGE: Nach der Gelb-Roten Karte von Javi Martínez droht den Münchnern eine Notabwehr. Hummels (Sprunggelenksverletzung) und Boateng (Adduktorenverletzung) mühten sich um ihre rechtzeitige Rückkehr. «Es wäre für uns sehr, sehr wichtig, wenn ein gelernter Innenverteidiger spielen könnte», sagte Kapitän Philipp Lahm. «Ansonsten muss wer anderes in die Bresche springen.» David Alaba ist erster Anwärter als Ersatzmann, auch Joshua Kimmich ist auf dieser Position schon in der Champions League erprobt. Aber würde das gegen den Traumsturm um Cristiano Ronaldo reichen?

ABSCHIED: Die glorreichen Europapokal-Karrieren der Weltmeister Philipp Lahm und Xabi Alonso sollen nicht schon im Viertelfinale enden. «Man verliert daran keinen Gedanken, dass es das letzte Spiel sein kann», sagte Lahm. Beide hören im Sommer auf, beide würden sich am liebsten im Champions-League-Finale am 3. Juni in Cardiff mit dem Henkelpott verabschieden. «Es wird schwer, aber wir wollen es probieren», sagte Alonso.

TAKTIK: Zwei Treffer sind Pflicht, aber blind ins Verderben wollen die Münchner nicht rennen. «Wir brauchen zwei Tore und haben 90 Minuten Zeit dafür», sagte Weltmeister Thomas Müller. «Man muss engagiert und mutig spielen, aber man darf auf der anderen Seite auch nicht ungeduldig spielen», sagte Rummenigge.

GEGNER: Noch nie hat eine Mannschaft ihren Titel in der Champions League erfolgreich verteidigt, die Madrilenen wollen das als erstes Team schaffen. «Eine tolle Mannschaft, gegen die wir spielen, aber auch tolle Mannschaften verlieren manchmal», sagte Rummenigge. Zu den jüngsten Abwehrsorgen kommt bei Real ein weiterer Ausfall: Offensivkraft Gareth Bale fehlt verletzt.

SPANIEN-FLUCH: Seit dem Münchner Champions-League-Triumph 2013 war immer gegen Clubs aus Spanien Endstation. Dieses Alptraum-Triple reicht. Nach dem K.o. gegen Real (2014), Barcelona (2015) und Atlético (2016) soll der Spanien-Fluch diesmal enden.

Bildquelle:

  • Hoffnung: dpa

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