„Nordsee statt Südsee“: Jens Spahn geht in Europa von Urlaub ohne Impfung aus

ARCHIV - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist zuversichtlich mit Blick auf Urlaube innerhalb der EU. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

BERLIN – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigt sich mit Blick auf einen Sommerurlaub in Europa optimistisch.

«Innerhalb der EU wird das Reisen voraussichtlich nicht von der Impfung abhängig sein. Auch mit den Testungen wird man sich europaweit gut bewegen können», sagte Spahn der «Rheinischen Post». Er selbst plane seinen Urlaub in Deutschland. «In dieser hoffentlich letzten Phase der Pandemie würde ich keine großen Fernreisen planen, Nordsee statt Südsee quasi.»

Die Bundesärztekammer warnt jedoch davor, das Intervall zwischen zwei Astrazeneca-Impfungen zu verkürzen, um früher als geimpft zu gelten. Die Verkürzung des Intervalls müsse überdacht werden, sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt dem «Redaktionsnetzwerk Deutschland». «Wenn das Argument ist, dass damit die Menschen früher von Lockerungen profitieren können, halte ich das für bedenklich», betonte er. Studien hätten ergeben, dass ein größerer Abstand zwischen den beiden Impfungen positive Auswirkungen auf die Wirksamkeit des Vakzins haben könne. Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach übte diese Kritik.

Für Mutationen des Coronavirus ist Deutschland nach Ansicht von Spahn jedoch gut gerüstet und liegt demnach mittlerweile weltweit unter den Top 5 bei den Sequenzierungen. «Und wir sichern uns in den EU-Rahmenverträgen auch Impfstoffe, die auf Mutationen angepasst werden können», sagte Spahn. Nach Aussage der mRNA-Forscher seien diese Entwicklungen innerhalb von sechs bis acht Wochen möglich, die anschließende Zulassung sei in ein bis zwei Monaten machbar.

Währenddessen werden Rufe nach stärkeren Maßnahmen laut, um überhaupt alle Bevölkerungsgruppen für eine erste Corona-Impfung zu erreichen. «Mobile Impfteams müssen in die sozialen Brennpunkte fahren und ein Angebot machen – digital beworben, wenn der Datenschutz das zulässt», sagte Grünen-Chef Robert Habeck den Zeitungen der «Funke»-Mediengruppe. «Dann können die Menschen eine SMS bekommen: Morgen um 9.00 Uhr steht das Impfmobil vor Aldi.» Und dann werde von morgens bis abends vor dem Supermarkt geimpft. Das lasse sich ausbauen, so Habeck. «Wenn Impfstoffe für Jugendliche zugelassen sind, kann man in den Schulen impfen, und dort doch zum Beispiel auch die Eltern mit. Da sollte viel Kreativität an den Tag gelegt werden.» Die Aufhebung der Impf-Reihenfolge könne nicht bedeuten, dass sich jeder selbst darum kümmern müsse.

Der Deutsche Städtetag hat indes versichert, dass die Kommunen bei der Impfkampagne Menschen in sozial benachteiligten Vierteln gezielt ansprechen. Alle großen Städte hätten die stadtteilbezogenen Inzidenzen im Blick, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages Helmut Dedy dem «Redaktionsnetzwerk Deutschland» (RND). «Sie kümmern sich darum, Menschen zielgruppengenau anzusprechen, die über übliche Kommunikationswege schwer erreichbar sind. Ziel ist, dass die bestehenden Impfangebote von priorisierten Personen akzeptiert und angenommen werden.» Darüber hinaus kämen bereits mobile Impfteams zum Einsatz, um die Menschen in benachteiligten Stadtteilen zu erreichen.

Bildquelle:

  • Jens Spahn: dpa

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