Papst akzeptiert Rücktritt des Bamberger Erzbischofs Schick

ARCHIV - Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch des Bamberger Erzbischofs Schick angenommen. Foto: Kay Nietfeld/dpa

von BRITTA SCHULTEJANS & JOHANNES NEUDECKER

BAMBERG/ROM – Wallfahrtsorte, so sagt Ludwig Schick an Allerheiligen, könnten «Quellen der Zuversicht und des Aufbruchs» sein, «der aktiven Tätigkeit und des engagierten Einsatzes für eine bessere Zukunft».

Er sagt das am Morgen des christlichen Feiertages im niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer. Was zu dem Zeitpunkt noch kaum jemand weiß: Sei diesem Tag ist Schick nicht mehr Erzbischof von Bamberg. Ein paar Stunden nach dieser Predigt über Aufbruch und Neuanfang teilt der Vatikan am Dienstag mit, dass Papst Franziskus den Rücktritt des 73-Jährigen angenommen hat.

«Nach reiflicher Überlegung und Gebet sowie vielen Gesprächen mit meinem geistlichen Begleiter» sei er schon im Frühjahr zu dem Entschluss gekommen, den Papst nach 20-jähriger Amtszeit um seine Entpflichtung zu bitten, schreibt Schick in einem Brief an die Gläubigen in seiner Erzdiözese.

Schick: «Habe meine Aufgaben erfüllt»

Mit seinem Rücktritt wolle er bevorstehende wichtige Entscheidungen und Weichenstellungen einem jüngeren Nachfolger überlassen. «Ich habe meine Aufgaben im Erzbistum erfüllt und abgeschlossen», heißt es in dem Brief, der am Dienstag auf der Homepage des Erzbistums veröffentlicht wird. «Ab Herbst 2022 stehen neue Entscheidungen und Projekte an, die die zwei Jahre bis zu meinem 75. Geburtstag weit überschreiten.»

Generell bieten Bischöfe nach Vollendung des 75. Lebensjahres ihren Rücktritt beim Oberhaupt der katholischen Kirche an, Schick habe Papst Franziskus seinen Rücktritt aber schon bei einer Privataudienz im April dieses Jahres angeboten. Sein Abgang kommt für einige Beobachter überraschend – so auch für den Kirchenrechtler Thomas Schüller. «Ich bin von seinem Rücktritt mit 73 Jahren ehrlich überrascht, denn auf mich machte er keinen amtsmüden Eindruck», sagt er der Deutschen Presse-Agentur. «Mit Ludwig Schick verliert das Erzbistum Bamberg, aber auch die Deutsche Bischofskonferenz eine Stütze und einen wahrhaft zugewandten Bischof.»

«Papst Franziskus hat meine Argumente angehört und erwogen. Zwischendurch hat er auch gebeten, dass ich weiterhin im Amt bleiben möge», schreibt Schick. «Nach nochmaligem Vortragen meiner Gründe hat er meiner Bitte Ende September dann entsprochen.» Er sei nun ab Allerheiligen «nicht mehr im Amt des Erzbischofs von Bamberg, aber zu Diensten».

Mammutaufgabe seien grundlegende Kirchenreformen

Als Beispiele für die Entscheidungen, die nun sein Nachfolger treffen muss, nennt Schick Personalentscheidungen über neue Domkapitulare und Hauptabteilungsleiter. Die eigentliche Mammutaufgabe aber sind die derzeit diskutieren grundlegenden Kirchenreformen. «Die Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges und des Synodalen Prozesses werden anstehen», schreibt Schick – und das ohne ihn.

Schick, der 1949 in Marburg geboren und 2002 Erzbischof von Bamberg wurde, gilt nicht nur als sehr disziplinierter und ungewöhnlich sportlicher Bischof – in aller Herrgottsfrühe, noch vor dem Morgengebet, startet er stets seine tägliche Jogging-Runde durch Bamberg. Er gilt auch als einer der eher reformorientierten Bischöfe in der Debatte um eine Modernisierung der katholischen Kirche. «Ich würde ihn als moderat konservativ einschätzen, mit großem pastoralen Einfühlungsvermögen und einer sensiblen ökumenischen Grundhaltung», sagt Schüller. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, dankte Schick ausdrücklich dafür, dass er den Synodalen Weg «mitgegangen» sei und sich «viele Aspekte zu eigen gemacht» habe.

Von einer «geschwisterlichen, familiären Kirche» als Idealbild hatte Schick im März als Gastgeber vor der Frühjahrsvollversammlung der DBK im oberfränkischen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur gesprochen. Zum Missbrauchsskandal sagte er: «In der Kirche ist Unsägliches passiert.»

Missbrauchsvorwürfe im eigenen Bistum

In seinem eigenen Bistum waren erst im Oktober Missbrauchsvorwürfe gegen einen langjährigen Pfarrer im oberfränkischen Wallenfels (Landkreis Kronach) bekannt geworden. Gemeindemitglieder bezeichneten es als unverständlich, dass der Priester jahrelang als Gemeindepfarrer habe tätig sein können, obwohl seit 1963 Vorwürfe gegen ihn aktenkundig gewesen seien. Erst vor wenigen Tagen hatte der Vorsitzende des Münchner Betroffenenbeirates, Richard Kick, Bamberg nach einem Treffen der Betroffenenbeiräte aller katholischen bayerischen Bistümer als Negativbeispiel bei der Aufarbeitung genannt.

Kirchenrechtler Schüller würdigt Schick dagegen als einen «wirklichen Brückenbauer zwischen den Reformern und den erzkonservativen Bremsern in der Bischofskonferenz». Nach dem Rücktrittsgesuch von Erzbischof Hans-Josef Becker aus Paderborn sei das Gesuch Schicks schon das zweite in kurzer Zeit, das Franziskus vor der Altersgrenze angenommen habe, sagt Schüller. «Man würde sich wünschen, diese Entscheidungsfreudigkeit würde der Papst auch beim dritten Erzbischof, dem Kardinal von Köln, Herrn Rainer Maria Woelki, der seine Rücktrittsbitte schon länger eingereicht hat, an den Tag legen.»

Das Bamberger Domkapitel wird nach Bistumsangaben baldmöglichst einen Administrator wählen, der das Erzbistum nun leitet, bis Papst Franziskus einen Nachfolger für Schick ernannt hat.

Bildquelle:

  • Rücktritt von Bamberger Erzbischof Schick: dpa

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