Politisches Erdbeben in der Bundeswehr: Werden die Spezialkräfte der KSK abgeschafft?

von KLAUS KELLE

BERLIN – Sie sind im Kampf die besten Soldaten, die wir haben. Überall, wo die Bundeswehr hingeschickt wird, überall, wo es heiß und tödlich ist, sind sie dabei: die Elite unserer Armee vom Kommando Spezialkräfte (KSK) in Calw. Wenig ist bekannt darüber, wo genau  die KSK-Soldaten bisher eingesetzt wurden. Natürlich umfangreich in Afghanistan, auf dem Balkan aber auch an anderen Hotsports auf der arabischen Halbinsel, sicher auch in Mali. Die etwa 1.100 Spezialkräfte (Sollstärke) kämpfen Seite an Seite mit den NATO-Verbündeten gegen Talbian und IS oder werden bei Geiselbefreiungen eingesetzt. Ihr Ausbildung ist eine Tortur, vergleichbar mit den Navy Seals der amerikanischen Streitkräfte. In ihrer Ausbildung werden die Männer bis an ihre physischen und psychischen Leistungsgrenzen getrieben. Sie lernen nicht nur zu töten, wie Kritiker ätzen, sie lernen auch in der Wildnis oder im Feindesland zu überleben und unter schwerer Folter Geheimnisse für sich zu behalten.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) droht jetzt mit massiver Reduzierung der Mannschaftsstärke und im schlimmsten Fall sogar mit der Auflösung. Der Grund: Unter den Soldaten soll es rechtsextreme Tendenzen und Netzwerke geben. Das ist in unserer Gesellscchaft ein ernstes Thema, und es ist besonders im Sicherheitsbereich ein ernstes Problem. Beim gestrigen Truppenbesuch in der Kaserne in Calw wurde die Ministerin deutlich. Jeder KSK-Soldat müsse sich entscheiden, sagte AKK, ob er „Teil der Lösung werden oder Teil des Problems bleiben wolle“. Und: Ohne einen Neuanfang habe das KSK „keine Zukunft mehr in der Bundeswehr“. Das saß!

In der Tat sind die Vorwürfe nicht locker beiseite zu wischen. So wurde im Mai ein KSK-Kämpfer festgenommen, der mehr als 6000 Schuss Bundeswehrmunition und zwei Kilogramm hochexplosivem Sprengstoff privat beiseite geschafft hatte. Nach einer umfassenden Prüfung stellte man fest, dass das nur die Spitze des Eisbergs gewesen ist. Den Abgeordneten des Bundestages liegt ein Bericht vor, in dem von einem Fehlbestand von 48.000 Schuss Munition und 62 Kilogramm Sprengstoff die Rede ist. Schießbücher und Materiallisten wurden falsch geführt. Unvergessen der Skandal um den Soldaten Franco A., der sich als „syrischer Flüchtling“ ausgegeben hatte. Ein anderer KSK-Soldat wurde als Administrator eines „Hannibal-Netzwerks“ enttarnt, das sich auf die „endgültige Schlacht“ vorbereitete. Die Rede ist auch von Hakenkreuzfahnen und Rechtsrock-Saufabenden, von geworfenen Schweineköpfen und einer „Feindesliste“ mit den Namen von Politikern, die möglicherweise eines Tages zu eliminieren seien. Adolf Hitler habe „hart für unsere Ethnie gekämpft“ und Antisemitismus kommt immer wieder in internen Chats vor. Ein Luftwaffenoffizier – kein KSK-Soldat, aber passt leider ins Bild – wurde vom Bundeskriminalamt (BKA) enttarnt. Er sagte aus, dass es „Pläne für eine Schattenarmee in der Bundeswehr“ gebe. Eine Gruppe seiner Kameraden, überwiegend für Terrorbekämpfung und Geiselbefreiungen ausgebildete Elitesoldaten etwa des KSK, bereite sich generalstabsmäßig auf den „Tag X“ vor:  Eine extreme Staatskrise und den Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung. Mögliche Auslöser seien Überfälle von Flüchtlingen auf Kinder und Frauen, Vergewaltigungen, Terroranschläge, Slums in deutschen Städten und eine überforderte Polizei. Der SPIEGEL schreibt zu dem Fall: „Sie hätten in ihrem ‚Hass auf Linke‘ und Flüchtlinge einen „Ordner mit Adressen und Lichtbildern“ von Zielpersonen angelegt, die „weg“ müssten.

Das ist keine Kleinigkeit, das sind Vorgänge, wo bei den Verantwortlichen in unserem Staat und den Sicherheitskräften alle Alarmglocken lauf schrillen lassen müssen. Die Bundesverteidigungsministerin hat dem KSK jetzt eine „Bewährungschance“ bis Oktober geben. Begleitet davon werden sofort alle internationalen Einsätze gestoppt. Die Ausbildung werde neu strukturiert, eines von vier besonders auffälligen Bataillonen wird sofort aufgelöst. Kein Stein soll auf dem anderen bleiben. Wenn alles nichts fruchte, werde der Eliteverband komplett aufgelöst.

Ausgelöst wurde alles durch einen zwölfseitigen Brief eines KSK-Offiziers an die Ministerin. In dem Schreiben behauptet der KSK-Soldat (seit 2018), dass rechtsextreme Tendenzen geduldet und teilweise vertuscht würden. In dem Dokument wird von „Kadavergehorsam“, einer „Kultur des Hinnehmens rechtswidrigen Verhaltens“ und einer „toxische Verbandskultur“ berichtet..

Doch wie soll es weitergehen mit deutscher Armee und KSK? Soldaten, die immer wieder auch persönlich direkt mit dem Tod konfrontiert werden, haben einen anderen Erfahrungshorizont als Fridays-for-Future-Demonstranten. Natürlich dürfen deutsche Soldaten niemals geduldet werden, die Nazi-Rituale pflegen, Judenhass betreiben oder Zuhause Munition horten für den „Endkampf“. Niemals, hartes Durchgreifen der Ministerin ist jetzt unumgänglich.

Aber die KSK auflösen? Das wäre ein Schlag gegen unsere Landesverteidigung und die Verpflichtungen im Verteidigungsbündnis, der schlimmer sein dürfte als die Aussatzung der Wehrpflicht in Deutschland. Die Gefahr, die jetzt besteht, ist, dass unsere Soldaten unter Generalverdacht gestellt werden. Wie in der Gesellschaft gibt es einen extremistischen Bodensatz auch in der Truppe – übringens wurden auch schon militante Islamisten enttarnt, die sich in unserer Armee an der Waffe ausbilden ließen.

Der eigentliche Sinn unserer Bundeswehr ist die Landesverteidigung. Und ja, unsere Streitkräfte müssen in dieser Welt voller Irrer auch anderswo handlungsfähig sein. Gemeinsam mit unseren Partnern in der NATO und vielen anderen Ländern der Welt. Zur Gefahrenabwehr, nicht um Großmachtgelüsten nachzugehen, Ölfelder zu kassieren oder Gebietsforderungen durchzusetzen. Ich habe großen Respekt vor den Männern und Frauen der Bundeswehr, die unsere Söhne und Töchter sind. Wenn es ernst wird, müssen wir uns auf sie verlassen können – so wie übrigens auch auf unsere Polizei. Kein Tag, an dem uns allen nicht vor Augen geführt wird, dass zunehmend Deutschlands Sicherheit gefährdet ist – leider auch durch schlimme Fehlentscheidungen aus der Regierungspolitik, aber letztlich auch durch die politischen Kräfte, die unseren Staat erst schwächen wollen, um der freien Gesellschaft dann den Todesstoß zu versetzen.

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Bildquelle:

  • KSK_Soldaten_Bundeswehr: bundeswehr

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.