Schreiben Sie Ihrem Abgeordneten doch mal einen Brief

von KLAUS KELLE

Als ich gestern Vormittag aus dem Gottesdienst kam, sprach mich ein Mann an, den ich flüchtig kenne. Ein gläubiger Mann, nicht einer der getauften Heiden, die man heutzutage überall findet. Er erzählte mir, dass er dem hiesigen CDU-Bundestagsabgeordneten nach der Entscheidung des Bundestages für die Gleichstellung der sogenannten Homo-„Ehe“, zu deren Zustandekommen die Bundeskanzlerin einen erheblichen Anteil geleistet hat, einen Brief geschrieben habe. Einen im Ton freundlichen, in der Sache aber eindeutigen Brief. Er werde nach der taktischen Volte von Frau Merkel, so schrieb er, und dem Abstimmungsverhalten des Adressaten im Parlament, der für die Gleichstellung gestimmt hatte, nie mehr die CDU wählen.

Ich nehme an, dass mancher Abgeordnete der Union in den vergangenen Tagen ähnliche Briefe erhalten haben, und die Standardantworten von wegen man nehme ja damit niemandem etwas weg, sind für Konservative und Christen wenig überzeugend.

Politiker hören in der Regel dann besonders zu, wenn der nächste Wahltag naht. So ein Wahltag wie die Bundestagswahl im September. Falls Sie möchten, dass Ihnen ihre Volksvertreter mal zuhören, schreiben Sie doch einen Brief und schildern Sie ihr Anliegen! Ja, einen Brief, auf Papier. Und dann lesen Sie die Antwort – vor der Wahl gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit eine – aufmerksam durch, bevor Sie dann in der Wahlkabine das Kreuz machen.

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.