Warum der arme Herr Laschet nicht (allein) die Schuld am Absturz der CDU trägt

CDU-Chef Armin Laschet hat seine Partei in nicht für mögliche gehaltene Tiefen geführt. Aber ist es allein seine Schuld? Foto: Michael Kappeler/dpa

von CHRISTIAN KOTT

BERLIN – Der arme Armin Laschet ist derzeit an allem Schuld, jedenfalls wenn man den Analysten in den großen Redaktionen folgen will. An Laschet liege es, daß die CDU laut neuester Umfrage nur noch bei 21% Prozent steht, sogar von der SPD überholt wurde und bei diesen Ergebnissen eine Koalition ohne einen CDU-Kanzler wahrscheinlicher ist als mit.

Ich halte das für baren Unsinn. Laschets Anteil am Niedergang der Union ist eher gering. Und wer glaubt, dass ausgerechnet jemand wie Markus Söder der Union mehr geholfen hätte, der sollte sich mal die Umfragewerte der CSU für die Bundestagswahl ansehen. Die CSU muß ja selbständig die Fünf-Prozent-Hürde überspringen, um in den Bundestag einzuziehen. Dies ist derzeit erstmals eher unwahrscheinlich wenn sie nicht drei Direktmandate holt.

Die wahre Ursache für den mehr als überfälligen Rutsch ins Bodenlose, der seine Talsohle noch gar nicht erreicht hat, ist, dass die Union trotz unzähliger Warnungen den Kardinalfehler der SPD nachgemacht hat: Sie hat sich ihrer Stammwählerschaft so sicher gefühlt, daß sie glaubte, ihr alles zumuten zu dürfen. Und das seit mittlerweile vielen Jahren.

Die Stammwählerschaft der Union, das waren einmal die Bürgerlichen, die Konservativen, die Christlichen, die Familienmenschen, die Leistungsbereiten, die an differenzierter Sachpolitik Interessierten, die europäisch Denkenden und die Freunde der sozialen Marktwirtschaft.

Diese Gruppen haben unter der Führung von Angela Merkel durch politische Unzumutbarkeiten aufgezeigt bekommen, daß man in der Union keinen Wert mehr auf sie legt. Merkel, die eigentlich nur durch einen historischen Zufall aus dem „Demokratischen Aufbruch“, einer eher aus der linken Ecke kommenden DDR-Bürgerorganisation, den Weg in die CDU antreten musste, hat mit einem unfassbar langen Atem die Union in eine Organisation verwandelt, deren letztes Wahlargument noch lautet: „Wenn Du uns nicht wählst, dann könnten Grüne an die Macht kommen, die knapp schlimmer sind als wir.“. Das ist für Volksparteien mit der gestalterischen Historie eines Adenauer und eines Kohl, mit dem ehemaligen intellektuellen Niveau eines Richard v. Weizsäcker und der Geradlinigkeit eines Franz Josef Strauß nicht einmal annähernd genug.

Die von Merkel geführte Regierung hat seit 16 Jahren den Energieverbraucher zum Zahlmeister der Nation degradiert, hat das Land der Dichter und Denker in eine Bildungswüste verwandelt, die öffentliche Sicherheit ist Dank Merkel ein Trümmerhaufen, Merkels Politik verwandelte die Europäische Union von einer der besten Ideen aller Zeiten in ein Hunderte Steuermilliarden verschlingendes Transfer- und Korruptionsmonster ohne Großbritannien, unter Merkel wird die deutsche Sprache widerstandslos durch furchtbares GenderGaga vergewaltigt, Bundeswehr und Sicherheitsorgane sind durch Inkompetenz am Rande der Einsatzbereitschaft (dafür aber schön bunt), der Stellenwert der Familie in der Gesellschaft entspricht in etwa dem der DDR 1970 und die mit maximalem Dilettantismus durchgepeitschten Maßnahmen gegen ein Virus haben nicht nur die deutsche Gesellschaft tief und nachhaltig gespalten sondern nach vorläufigen Berechnungen auch mindestens 1,3 Billionen Euro deutscher Steuermittel durch den Schornstein geblasen. Eine wirklich beeindruckende und in der Geschichte der Bundesrepublik einmalige Bilanz, da kommt einem das jüngste Totalversagen bei dem bereits seit Monaten bekannten Ende des Afghanistan-Engagements gar nicht mehr so schlimm vor.

Diese katastrophalen Fehler waren es, die die Stammwählerschaft der CDU/CSU weggeekelt haben, nicht die Patzer des harmlosen Laschet. Ohne diese fortgesetzte Politik der Antibürgerlichkeit könnte eine AfD niemals die Fünf-Prozent-Hürde reißen, denn die Masse der AfD-Wähler setzt ihr Kreuz nur dort, um Union und FDP zu zwingen, endlich zur Vernunft zurückzukehren.
Nun, kurz vor der Wahl, erkennen immer mehr Wähler, dass dies aussichtslos ist. Die Union kehrt nicht zurück, nach der Wahl wird es eher noch schlimmer werden. Beweis dafür ist die Umgangsweise mit ihrem eigenen konservativen Flügel: Die letzten wenigen Namen, die immer noch für bürgerliche Politik einstehen, Merz und Maaßen, werden von den eigenen Partei“freunden“ auf erstaunliche Weise durchs Dorf getrieben, dabei bilden sie doch nur einen Teil des breiten Spektrums ab, das die Union früher zur Volkspartei machte.

Diese Erkenntnis der Aussichtslosigkeit durch große Wählergruppen ist es, die die Umfragen für die Union ins Rutschen bringt. Und da ist noch Luft nach unten, denn die Antwort, die der Union einzufallen scheint ist, eine „rote Socken“-Kampagne ins Spiel zu bringen. Wer heute noch weiß, wer Peter Hintze war, der weiß vielleicht auch noch, was damals dabei herausgekommen ist.

Schade, denn Deutschland bräuchte eine starke CDU. Aber zunächst einmal stark an Führungskraft, pluralistischem Geist und Treue zu ihren Werten. Die Umfragewerte würden dann von alleine wieder ebenso stark.

Bildquelle:

  • Armin Laschet: dpa

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