Bei genauem Hinsehen ist Olaf Scholz vielleicht wirklich der Beste

Liebe Leserinnen und Leser,

dem eigentlich aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten im aktuellen Rennen, nämlich dem CDU-Politiker Armin Laschet, schwimmen die Fälle weg. Eine Serie von Pannen hat ihn in wenigen Wochen in der Bundeskanzler-Wunschliste der Deutschen auf aktuell mickrige 13 Prozent abstürzen lassen. Demoskopen könnten sagen, das sei eine „Momentaufnahme“. Doch als jemand, der die politische Karriere Laschets seit 2004 verfolgt und journalistisch auch teilweise begleitet hat, bin ich nicht mehr so sicher, dass er noch die Kurve kriegt.

Armin Laschet ist ein Politiker, dem die Herzen der Wähler offenkundig nicht zufliegen. ich will gar nicht spekulieren, warum das so ist, denn er ist in meiner Erinnerung persönlich ein durchaus sympathischer Mann. Aber er ist mit seinen Aufgaben überfordert. Als er CDU-Landesvorsitzender in NRW werden wollte, verlor er 2010 gegen den damaligen Bundesumweltminister Norbert Röttgen. Nachdem der als Spitzenkandidat in der Landtagswahl wirklich kläglich scheiterte, wurde Laschet doch Landesvorsitzender. Vorsitzender der Landtagsfraktion wollte er auch werden – und unterlag gegen Karl-Josef Laumann. Der wurde 2013 dann von Angela Merkel nach Berlin geholt – neuer Fraktionsvorsitzender in Düsseldorf wurde…Armin Laschet.

Als es dann um den Parteivorsitz der Bundes-CDU ging, wollte eigentlich niemand Laschet so richtig, doch es formierte sich für den entscheidenden Wahlgang ein breites Bündnis aller Nutznießer des Merkel-Systems, das nur ein einziges Ziel hatte: Friedrich Merz um jeden Preis zu verhindern. Weil der das Zeug haben könnte, als Chef im Konrad-Adenauer-Haus den ganzen Laden auf den Kopf zu stellen. Röttgen fiel im ersten Wahlgang durch, und alle, die Merz stoppen wollten, setzten auf den Aachener Laschet. Der gewann wieder, obwohl ihn nur wenige als CDU-Chef wirklich haben wollten, weil man in ihm eine Merkel 2.0 sah.

Über die Nominierung des Kanzlerkandidaten von CDU und CSU könnte man ein eigenes Buch schreiben. In einer merkwürdigen Präsidiumssitzung, die quasi live bei BILD TV übertragen wurde, entschied eine Mehrheit von 46 Anwesenden, wer für die mächtigen Unionsparteien als Nummer 1 in den Bundestagswahlkampf ziehen soll. Und dieser Mann ist natürlich wieder Armin Laschet. Man kann sich solch eine Karriere gar nicht ausdenken, aber es scheint zu funktionieren.

Der gestrige Besuch des glücklosen Kandidaten im Hochwassergebiet um Swisttal geriet für den CDU-Mann zu einem Spießrutenlaufen. So eine wütende Kritik wie dort von den Flutopfern vor Ort hat er wohl in seiner bisherigen Zeit als Ministerpräsident noch nicht anhören müssen. Ja, er werde sich jetzt um Hilfe bemühen und der Bund müsse und überhaupt…

Und damit komme ich zum Punkt: Wollen wir, dass Armin Laschet von der CDU unsere nächste Regierung bildet und führt? Wollen wir. dass die weitgehend ahnungslose Annalena Baerbock deutsche Bundeskanzlerin wird, die ihren Lebenslauf nicht schlüssig erklären konnte und deren Buch, sagen wir, interessante Textbausteine enthält? Ist das die Frau, die für unser Land mit den Mächtigen der Welt in Zukunft verhandeln soll? Wird sie im Weißen Haus Räucherkerzchen anzünden und beim Barbecue in Camp David Joe Biden um einen Tofu-Burger bitten?

Ganz ehrlich: Als Olaf Scholz von der SPD zum Kanzlerkandidaten nominiert wurde, habe ich mich lustig über die damals 15-Prozent-Partei gemacht, die auch heute nicht viel schlagkräftiger erscheint. Aber bei diesem aktuellen personellen Angebot, bei diesen drei Kandidaten, erscheint mit Olaf Scholz inzwischen wirklich als der Geeignetste für den Job als Bundeskanzler.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.