WIE ES BESSER LAUFEN KÖNNTE:
«Von der politischen Ebene müssen die Menschen etwas anderes erwarten können als Improvisationstheater», mahnt Silberbach. Gefragt seien jetzt klare Regelungen und Agilität. Brinkhaus preschte bereits vor Tagen mit der Forderung einer umfassenden Modernisierung des Staatswesens vor. «Wir brauchen Mechanismen, wie wir schneller werden und Verantwortung klarer zuordnen können», hatte er in einer Talkshow gesagt. Silberbach sieht eine Ertüchtigung der Bürokratie aber auch in anderer Hinsicht als Gebot der Stunde an.
WAS DIE VERWALTUNG BRAUCHT:
Aus Sicht des Gewerkschafters sind vor allem zwei Dinge vordringlich: Digitalisierung und Personal. Die Faxe, mit deren Hilfe Gesundheitsämter Daten zu Corona-Infizierten übermittelten, sind längst zum Sinnbild teils veralteter Technik in deutschen Amtsstuben geworden. Digitaltechnik fehle an allen Ecken und Enden. Doch Silberbach warnt vor der Vorstellung, durch deren Einsatz könnten Stellen gespart werden. «Die von Arbeitsroutinen entlasteten Kolleginnen und Kollegen brauchen wir dringend für mehr Beratung, Service und Bürgerkontakt.»
PERSONALLÜCKEN:
Nach Schätzung des dbb beamtenbund und tarifunion fehlen dem Staat derzeit fast 330.000 Mitarbeiter – allein 145.000 in den Kommunen, hier schwerpunktmäßig den Kitas, 45.000 in der Kranken- und Altenpflege, 38.000 an den Schulen und 27.000 bei der Bundespolizei. Und fast jeder Dritte gehe innerhalb der nächsten zehn Jahre in den Ruhestand. «Niemand kann sagen, dass das keiner gewusst hätte», sagt Silberbach. Der Bedarf wachse seit Jahren um zehn Prozent im Jahr. Bund, Länder und Kommunen steuerten viel zu wenig gegen die Abwärtsspirale an. So seien Experten aus den Bereichen IT, Technik, Mathematik oder Statistik für öffentliche Arbeitgeber nur sehr schwer zu finden. «Oft legt eine Kommune dann eben 1000 Euro extra drauf, um überhaupt jemanden zu bekommen», so Silberbach. «Das kann aber nicht das Prinzip vorausschauenden staatlichen Handelns sein.»
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- Angela Merkel: dpa