Das kann doch kein Zufall sein…haben alte Netzwerke aus der DDR heute noch Einfluss in Deutschland?

Liebe Leserinnen und Leser,

gestern und heute verbringe ich meine Zeit wieder in Ostdeutschland, spreche mit Politikern verschiedener Parteien, seriösen Medienkollegen (wenigen) und einigen Unternehmern. Wie Sie wissen, liebe ich das, weil meine Landsleute im Osten die Welt häufig in Nuancen oder auch ganz anders betrachten, als wir das in Westdeutschland tun. Und dass es aber bei allen Unterschieden in Denken und Mentalität dennoch ein Deutschland ist, das haben zum Teil auch die Wahlergebnisse am Sonntag in Sachsen-Anhalt gezeigt.

Ohne dass ich es darauf angelegt hatte, ergab sich bei meinen Gesprächen gestern bei Kaffee und Käsekuchen am Nachmittag und – natürlich – Rinderroulade mit Klößen und Rotkohl am Abend (Sie ahnen, wo ich gerade bin) mehrfach die Frage, wie viel Einfluss alter Seilschaften aus der SED-Zeit heute noch existiert und aktiv wirkt in unserem Land. Ich muss Ihnen sagen, ich kann mir das nicht vorstellen, die Deutsche Einheit wurde staatlich vor 31 Jahren vollendet. Im Alltag gibt es bis heute Westdeutsche, die seit 1989 noch nie in „der Zone“ waren und Ostdeutsche, die „die drüben“ meiden wie der Teufel das Weihwasser. Warum auch immer.

Und all diese Leute machen einen Fehler und tun mir leid, aber Ignoranz ist noch erlaubt in Deutschland.

Aber nehmen wir den Gedanken mal auf, es gäbe da noch alte SED-Seilschaften, die sich Posten, Aufträge und Fördergelder zuschieben, die Listenplätze bei Parteien danach besetzen, wer „zuverlässig“ ist und aus welcher Familie stammt. Und Stasi-Leute, ja sogar Kinder von Stasi-Offizieren, die heute in Wirtschaft und Politik wichtige Posten bekleiden. Einige Namen wurden mir genannt, natürlich nicht zur Veröffentlichung.

Aber kann das wirklich noch sein heute, alte Buddy-Netzwerke, die zumindest im Osten Deutschlands noch Strippen ziehen? In den Rosenholz-Dateien der CIA, die inzwischen von der Bundesregierung verwaltet und in Teilen weiter geheim gehalten werden, finden sich Hinweise auf 46 Bundestagsabgeordnete, die zur Zeit der Wende von der Stasi als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) geführt wurden. Herr Dr. Steidl und ich haben kürzlich in TheGermanZ darüber berichtet. 46 mögliche Verräter – das ist eine ganze Menge.

Auch heute gibt es Abgeordnete, die von uns gewählt wurden und von uns bezahlt werden, aber nicht zum Wohle des deutschen Volkes arbeiten, sondern für Cash für fremde Mächte. Denken Sie nur an die Aserbaidschan-Connection der CDU, die wir hier betrachteten. Und zumindest in zwei Fraktionen finden sich einige willfährige Abgeordnete, manche nennen sich „Patrioten“, die fragwürdige Kontakte zu anderen Staaten unterhalten. Wahrscheinlich gibt es die nicht nur in den beiden Fraktionen, an die ich denke, aber da zweifellos gehäuft.

Kann es die großen Verschwörungen tatsächlich geben, mit denen Manche im Internet ordentlich Kasse machen? Ich denke, nur in ganz wenigen Ausnahmefällen. Und nein, ich glaube nicht daran, dass Bill Gates große Teile der Menschheit ausrotten will. Aber mir kann auch bis heute niemand schlüssig erklären, warum es von Angela Merkel in der Stasi-Unterlagenbehörde bis heute nicht ein einziges Blatt gibt.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Über den Autor

Klaus Kelle
Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Der gelernte Journalist ist jedoch kein Freund von Schubladen, sieht sich in manchen Themen eher als in der Wolle gefärbten Liberalen, dem vor allem die Unantastbarkeit der freien Meinungsäußerung und ein Zurückdrängen des Staates aus dem Alltag der Deutschen am Herzen liegt. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.