1:0 gegen Portugal: Deutsche U21 zum dritten Mal Europameister

Torschütze Lukas Nmecha (Deutschland, 2.v.l) wird von den Mitspielern für sein Tor gefeiert. Foto: Marton Monus/dpa

von MIRIAM SCHMIDT & CHRISTIAN KURZ

LJUBLJANA – Stefan Kuntz und seine Europameister tanzten ausgelassen auf dem Rasen, der Trainer verneigte sich vor seinem Siegtorschützen Lukas Nmecha. Deutschlands U21 hat sich mit einer mitreißenden Final-Vorstellung den Traum vom EM-Titel erfüllt.

Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes gewann in Ljubljana ein hochklassiges und temporeiches Endspiel gegen Angstgegner Portugal verdient mit 1:0 (0:0) und krönte sich zum dritten Mal nach 2009 und 2017 zum Europameister. Anderlecht-Stürmer Nmecha sorgte in der 49. Minute für den goldenen Treffer und kürte sich mit insgesamt vier Treffern auch zum Torschützenkönig.

Das dritte Endspiel in Folge

«Das ist so geil, das glaubt man gar nicht», sagte der starke Niklas Dorsch bei ProSieben. «Wir haben gezeigt, dass wir nicht nur fighten, sondern auch spielen können.» Auch abseits des Teams war die Freude riesengroß. «Jawoll!! Was für ein großartiger Kampf, ganz herzlichen Glückwunsch an unsere U21», twitterte 2014er Weltmeister Mats Hummel. Für die DFB-Elf war es im dritten Endspiel in Serie unter Erfolgscoach Kuntz der nächste Triumph nach 2017. «Was für eine fantastische Leistung», fand Bayern-Dauersieger Thomas Müller. Nationalelfkollege Ilkay Gündogan sprach von einer «grandiosen Mannschaftsleistung».

Wenige Tage vor der Europameisterschaft der A-Nationalmannschaft von Bundestrainer Joachim Löw sendete der deutsche Fußball-Nachwuchs vor 4883 Zuschauern ein eindrucksvolles Signal, dass trotz viel Kritik auch viel Qualität vorhanden ist. Die Auftritte in Ungarn und Slowenien dürften auch Löw-Nachfolger Hansi Flick freuen.
Unterschätzte Turniermannschaft

Im Gegensatz zur goldenen Generation mit den späteren Weltmeistern um Manuel Neuer («Ihr werdet Europameister») im Jahr 2009 und deren Nachfolger um Serge Gnabry acht Jahre später zählte die 2021er Auswahl vor dem Endrundenstart nicht zu den Titelkandidaten. Immer wieder hieß es, es sei nicht der stärkste Jahrgang, die Marktwertvergleiche mit Topnationen nervten die Spieler mitunter. Als Turniermannschaft par excellence kämpfte sich die DFB-Elf aber trotzdem bis ins Finale.

In einer schwierigen Gruppenphase und einem packenden Elfmeterkrimi im Viertelfinale gegen Dänemark musste die deutsche Mannschaft Widerstände überwinden – und das war auch im Endspiel erstmal der Fall. Die flinken und technisch versierten Portugiesen erwischten den besseren Start. Ein Schuss von Tiago Tomas ging knapp vorbei (8.), Amos Pieper rettete in höchster Not gegen Diogo Dalot (13.).

Doch die Mentalitätstruppe um Anführer Dorsch (KAA Gent) kämpfte sich schnell ins Spiel, erfüllte wie gefordert den Wunsch von Kuntz. «Macht Zuschauer und Familien stolz», hatte der Erfolgscoach kurz vor dem Spiel gesagt – und das taten seine Jungs.

Hingebungsvoller Einsatz im Finale

Nur eine Winzigkeit fehlte dem Leverkusener Florian Wirtz, der per Doppelpack das Halbfinale gegen die Niederlande entschieden hatte, für die Führung. Sein abgefälschter Schuss prallte von der Unterkante der Latte nicht ins Tor und setzte damit das Aluminium-Pech der deutschen Auswahl im Turnier fort. Nmecha (21.) und Arne Maier (29.) scheiterten an Portugals stark parierenden Keeper Diogo Costa.

Insgesamt drängte Deutschland vor der Pause mehr auf die Führung, Portugal blieb bei aber gefährlich. Bezeichnend für den Teamgeist der DFB-Elf war eine Großchance der Iberer, die mit vereinten Kräften und viel Einsatz so gerade noch vereitelt werden konnte (45.+1).

Die DFB-Interimspräsidenten Rainer Koch und Peter Peters durften nach dem Seitenwechsel schnell über die Führung jubeln. Der einzige A-Nationalspieler des Teams, Ridle Baku, behielt Ruhe und Übersicht bei seinem Pass auf Nmecha. Und die Tormaschine im deutschen Spiel verwandelte im 20. U21-Einsatz eiskalt zum zwölften Treffer.

In der Schlussphase war wiederholt auch Schlussmann Finn Dahmen gefordert. Bei Kontern fehlte es seinen Vorderleuten an Präzision. Karim Adeyemi verpasste das 2:0 (72./81.). Portugal, das zuletzt fünfmal nacheinander gegen Deutschland gewonnen hatte, drängte vergeblich auf den Ausgleich.

Bildquelle:

  • Führungstreffer: dpa

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