von VERA LENGSFELD
Am Tag nach den Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland -Pfalz erschallt landauf-landab ein wahrhaft trunkenes Siegesgeheul der Grünen, der Roten und ihrer Anhänger in den Medien. Das Ergebnis wird nicht nur als die Möglichkeit gewertet, die ungeliebte CDU als Regierungspartei nicht nur in BaWü, sondern im Herbst auch im Bund zu ersetzen. Es wird vor allem als Volksabstimmung über die Corona-Politik aufgeblasen. Angeblich hätten die Wähler mit ihrem Votum nach einer Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns gerufen. Außerdem bekommt man von den zahllosen Wahlkommentaren in den Medien den Eindruck, die Grünen wären im Bund zur Regierungspartei in spe geworden, nach dem angeblich grandiosen Gewinn an Wählerstimmen.
Aber diese Botschaft stimmt nicht, wie jeder sehen kann, der auf die absoluten Zahlen der Landtagswahlen von 2016 und 2021 schaut.
In Baden-Württemberg haben die Grünen zwar prozentual zugelegt, aber nur wegen der niedrigeren Wahlbeteiligung. Tatsächlich haben sie Wählerstimmen verloren.
Im Jahr 2016 haben 1.623 107 Wähler ihr Kreuz bei den Grünen gemacht. 2021 waren es noch 1.620.000 (gerundet), also um die 3000 Wähler weniger. Davon hatten 60 Prozent schon 2016 für die Grünen gestimmt.
Interessant ist der Blick auf die CDU, die nur noch über 51 Prozent ihrer Stammwählerschaft verfügt – und das in einem Land, in dem sie einst absolute Mehrheiten erzielen konnte. 2016 bekam sie 1.447.462 Stimmen, 2021 waren es rund 2500 Wähler weniger, insgesamt 1.445.000 (gerundet).
Eine Überraschung birgt das Ergebnis der AfD, die prozentual zwar verloren, dennoch Wählerstimmen gewonnen hat. 2016 waren 809 564, 2021 815 000 (gerundet), also 5 500 mehr. Davon hatten 41 Prozent ihr Kreuz schon 2016 bei der AfD gemacht. Für einen Erfolg der breiten Kampagne gegen die Alternativen spricht das nicht gerade.
Wie sieht es in Rheinland-Pfalz , dem zweiten früheren Stammland der CDU aus?
Hier hat Malu Dreyer, im Gegensatz zu Winfried Kretschmann, tatsächlich Stimmen gewonnen, aber nur minimal. 2016 waren es 771 848, 2021 773 000 (gerundet), es handelt sich also nur um etwa 1000 Stimmen mehr, 60 Prozent hatten die SPD schon 2016 gewählt.
Dagegen hat die CDU so deutlich verloren, dass man schon von einer Klatsche sprechen kann. 2016 erzielte sie noch 677.507 Stimmen, 2021 nur noch 536.000 (gerundet). Davon sind 71 Prozent Stammwähler.
Für die CDU sollte endlich klar sein, dass sie nichts zu gewinnen, aber alles zu verlieren hat, wenn sie weiter den Rot-Grünen hinterherhechelt, statt sich auf ihr eigentliche Profil zu besinnen. Wenn sie ihre Kompetenz als Partei der wirtschaftlichen Vernunft endgültig verspielt, ihr konservatives Profil weiter zersetzt, wird sie alles verlieren. Egal, wer dann als Kanzlerkandidat antritt – sie wird sich nach der Bundestagswahl neben der AFD auf den Oppositionsbänken wiederfinden.
Armin Laschet hat nur eine Möglichkeit, zu reüssieren: Sich klar uns schnell von der Merkel-Politik verabschieden und die Partei aus der ideologischen Gefangenschaft von Rot-Grün zu befreien.
Tertium non datur.
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