von KLAUS BERGMANN, JENS MEDE und JAN MIES
INNSBRUCK – Beim Comeback von Thomas Müller und Mats Hummels im Fußball-Nationalteam ist der Leipziger Yussuf Poulsen als großer Spielverderber aufgetreten.
13 Tage vor dem EM-Ernstfall gegen Weltmeister Frankreich konnte das 1:1 (0:0) gegen Dänemark in Innsbruck keine Euphorie für das letzte Turnier von Bundestrainer Joachim Löw wecken.
DFB-Auswahl war einem Sieg nahe
Beim vorletzten Probelauf brachte nicht Rückkehrer und Offensiv-Chef Müller die deutsche Mannschaft in Führung, sondern Florian Neuhaus. Der Gladbacher nutzte in der 48. Spielminute eine Konfusion in der dänischen Abwehr. Beim Ausgleich von Poulsen konnte auch Hummels den RB-Angreifer nicht am Torschuss hindern. Die DFB-Auswahl war einem Sieg allerdings näher: Serge Gnabry traf die Latte (44.), Joshua Kimmich den Pfosten (77.).
In Abwesenheit von gleich sieben wichtigen Feldspielern probte Löw für die Partie gegen Gruppenfavorit Frankreich in der Abwehr mit einer Dreierkette um Hummels. «In der letzten Reihe möchte ich Kompaktheit, Stärke und Präsenz. Wir spielen gegen Top-Mannschaften», begründete Löw. Bis zum 6. Juni trainiert die DFB-Auswahl noch in Tirol. Am folgenden Tag findet dann in Düsseldorf die Turnier-Generalprobe gegen Lettland statt.
Dann sollen auch die Champions-League-Sieger vom FC Chelsea – Kai Havertz, Timo Werner und Antonio Rüdiger – sowie Finalverlierer Ilkay Gündogan wieder dabei sein, die jetzt erst ins Training kommen. Toni Kroos nach einer Corona-Infektion und Leon Goretzka nach einer Muskelverletzung waren in Innsbruck noch nicht einsatzfähig. «Die Mannschaft wird sicherlich anders aussehen als heute», kündigte Löw an.
Verbesserung der Abwehr
Gegen die physisch starken Dänen mit viel Bundesliga-Erfahrung ging es dem Bundestrainer erkennbar um die Schärfung defensiver Abläufe. Niklas Süle verteidigte zentral zwischen Matthias Ginter und Hummels, der seine Stärken einbrachte. Der Dortmunder strahlte zu Beginn Ruhe aus, antizipierte gut, war immer anspielbar. Die Dänen um den Leipziger Poulsen und Inter-Regisseur Christian Eriksen erspielten sich bis zum Ausgleich keine gefährliche Chance vor dem Tor von DFB-Kapitän Manuel Neuer. Die eine reichte allerdings.
Offensiv steigerte sich die DFB-Auswahl in ihrem Findungsprozess mit zunehmender Spieldauer, ohne dabei zu einer Vielzahl an Möglichkeiten zu kommen. Das Bayern-Trio mit Leroy Sané, Serge Gnabry und Müller setzte die Dänen früh in deren Hälfte unter Druck, aus dem Mittelfeld rückten Joshau Kimmich und Neuhaus nach, der auch den ersten Schuss abgab (12.). Einen Kopfball von Müller, der viele Wege ging, nach gutem Kimmich-Pass hielt Dänemarks Torwart Kasper Schmeichel sicher. Sané setzte seine Direktabnahme etwas zu hoch an (28.).
Löw pendelte an der Seitenlinie zwischen Trainerbank und dem äußeren Rand seiner Coaching Zone. Seine Profis trieben sich auf dem Platz lautstark an, insbesondere Müller. Aus der stabilen Defensive heraus erarbeitete sich die DFB-Auswahl zunächst eine klare Überlegenheit, die Gnabry fast schon mit der Pausenführung belohnt hätte. Der Bayern-Profi brachte sich am Strafraum gekonnt in Position – sein Linksschuss ging aber nur an die Latte.
Vorbereiter Gosens
Der in der ersten Halbzeit noch unauffällige Italien-Legionär Robin Gosens bereitete das deutsche Führungstor mit einer starken Aktion auf der linken Seite vor. Seine Flanke bekam die dänische Abwehr nicht geklärt – der Gladbacher Neuhaus hatte aus kurzer Distanz keine Mühe und erzielte sein zweites Tor im sechsten Länderspiel. Der Turnier-Neuling nutzte seine seltene Chance im DFB-Mittelfeld, in dem Löw ein Überangebot starker Spieler zur Verfügung hat.
Gosens verpasste das 2:0, weil Schmeichel in der 54. Minute gut reagierte. Dann spielte Eriksen einen seiner gefürchteten Pässe in die Tiefe genau zwischen Süle und Hummels auf Poulsen, der zum Ausgleich traf. Wenige Minuten später ging der Schuss von Kimmich nur an den Pfosten.
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- 1:0-Führung: dpa