Die CDU ist der große Gewinner in Sachsen-Anhalt – plus 6,5 Prozent

Ersten Prognosen zufolge liegt die CDU in Sachsen-Anhalt deutlich vor der AfD. Foto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa

MAGDEBURG – Die CDU hat die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt überraschend klar gewonnen. Nach den Prognosen von ARD und ZDF kam die Partei von Ministerpräsident Reiner Haseloff am Sonntag auf 35 bis 36 Prozent.

Die AfD behauptete sich mit 22,5 bis 23,5 Prozent als zweitstärkste Kraft. Die Grünen legten leicht zu, die SPD rutschte weiter ab, sie fährt voraussichtlich ein einstelliges Ergebnis ein. Die Linke verlor spürbar, die FDP kehrt nach zehn Jahren in den Landtag zurück.

Neue Koalitionsoptionen möglich

Die schwarz-rot-grüne Kenia-Koalition unter Führung von Haseloff könnte damit aller Voraussicht nach weiterregieren. Womöglich eröffnen sich aber auch neue Koalitionsoptionen. Mit der Rückkehr der Liberalen wären auch eine sogenannte Deutschland-Koalition aus CDU, SPD und FDP denkbar oder ein Jamaika-Bündnis aus CDU, Grünen und FDP. Eventuell könnte es sogar für eine große Koalition reichen.

Die AfD, die in Sachsen-Anhalt als besonders rechts gilt und inzwischen im Visier des Verfassungsschutzes ist, hatte 2016 aus dem Stand 24,3 Prozent der Wählerstimmen erzielt. In Umfragen hatte sie sich diesmal zeitweise ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CDU geliefert. Die wiederum kann ihr Ergebnis von 2016 (29,8 Prozent) nun sogar stark verbessern. Für Haseloff zeichnet sich damit ein sensationeller Erfolg ab.

Die Grünen kommen den ersten Zahlen zufolge auf 6 bis 6,5 Prozent. (2016: 5,2 Prozent). Die SPD muss eine weitere Niederlage hinnehmen, sie rutscht auf 8 bis 8,5 Prozent ab (2016: 10,6 Prozent). Dies wäre ihr bisher schlechtestes Ergebnis im Land überhaupt. Auch die Linke verliert, sie erzielt nach den Prognosen 11 Prozent (2016: 16,3 Prozent). Die FDP kehrt mit 6,5 bis 7 Prozent in den Landtag zurück (2016: 4,9 Prozent).

Ergebnis dürfte Union beflügeln

Der 67 Jahre alte Haseloff hatte vorab noch nicht erkennen lassen, mit wem er regieren will; nur eine Zusammenarbeit mit AfD und Linken hat er kategorisch ausgeschlossen. In der 2016 aus der Not geborenen Kenia-Koalition hatte es vor allem zwischen CDU und Grünen immer wieder Konflikte gegeben. Der Erfolg der CDU und die Rückkehr der FDP in den Landtag könnten nun neue Möglichkeiten eröffnen. Für Haseloff wäre es die dritte Wahlperiode als Ministerpräsident.

Das Ergebnis dürfte auch die Union im Bund beflügeln. Die Landtagswahl galt als letzter großer Stimmungstest vor der Bundestagswahl am 26. September. Und es ist die erste seit Ausrufung von CDU-Chef Armin Laschet zum Kanzlerkandidaten. Haseloff hatte lange Zeit keinen Hehl daraus gemacht, dass er CSU-Chef Markus Söder für den besseren Kanzlerkandidaten gehalten hätte.

Aber auch die AfD dürfte zufrieden sein. Sie kann sich als zweitstärkste Kraft behaupten – trotz einer ganzen Serie von Skandalen. 2018 musste Partei- und Fraktionschef André Poggenburg nach verbalen Ausfällen gehen. Fast der ganze Landesverband wird dem formal inzwischen aufgelösten «Flügel» zugerechnet. Ebenso wie in Brandenburg und Sachsen wird die AfD in Sachsen-Anhalt vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall mit nachrichtlichendienstlichen Mitteln beobachtet. In Thüringen hat sich ein solcher Verdacht bereits erhärtet.

SPD-Schwäche in Ostdeutschland bestätigt

Für die in Ostdeutschland traditionell nicht so starken Grünen ist das Ergebnis allenfalls ein Achtungserfolg. Für SPD und Linke ist es dagegen ein weiterer Rückschlag. Die Linke, die lange als Sachwalter ostdeutscher Interessen galt, rutschte nach den Prognosen auf ihr schlechtestes Ergebnis in Sachsen-Anhalt seit der deutschen Einheit.

Auch die Schwäche der SPD in den ostdeutschen Ländern bestätigt sich. In Sachsen hatten die Sozialdemokraten 2019 mit 7,7 Prozent ihr schlechtestes Landtagswahlergebnis überhaupt eingefahren, in Thüringen kamen sie im selben Jahr nur noch auf 8,2 Prozent.

Insgesamt waren 1,8 Millionen Menschen aufgerufen, über einen neuen Landtag abzustimmen. 2016 lag die Wahlbeteiligung bei 61,1 Prozent. Diesmal hatten coronabedingt viele schon vorher per Brief gewählt. Laut ARD waren es 30 Prozent.

Bildquelle:

  • Stimmabgabe: dpa

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