Segnung gleichgeschlechtlicher Paare: Vatikan-Papier „theologisch schwach“

Unter dem Motto #liebegewinnt laden Pfarrer in ganz Deutschland um den 10. Mai herum zu Gottesdiensten ein, in denen homosexuelle Paare gesegnet werden können. Foto: Felix Hörhager/dpa

Gastbeitrag von DR. ALBERT WUNSCH

ROM – Zum vom Vatikan erlassenen Verbot der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gibt es heftige Reaktionen innerhalb der Kirchen. Werden hier offene Protest-Schreiben verfasst, weil Briefe an die Ortsbischöfe meist wirkungslos bleiben, setzen Andere ein Solidaritätszeichen durch das Hissen der Regebogenfahne am Kirchturm. Das ‚Kirchenvolk’ steht dem Agieren der Bischöfe fassungslos gegenüber.

In Belgien sieht dies schon anders aus. So übte der Antwerpener Bischof Johan Bonny auf deutliche Weise Kritik am Segnungs-Verbot von gleichgeschlechtlichen Paaren. Er beklagte, dass die vatikanische Glaubenskongregation nicht vor der Veröffentlichung des Dokuments Mitte März die Bischöfe und die vatikanische Familienbehörde mit einbezogen habe. Das Papier sei „theologisch schwach“ und zeuge von einer „Unfähigkeit, zeitgenössische Entwicklungen in der biblischen, der Sakramenten- und der Moraltheologie“ aufzunehmen. „Es ist, als ob es in der Zeit von Pius XII. geschrieben wurde“, so Bonny. Er betont, dass es auf keinen Fall um eine Ausweitung der sakramentalen Ehe gehe, aber: „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einander zu lieben, aufeinander aufzupassen und Verantwortung in Kirche und Gesellschaft zu übernehmen“.

Eigentlich müssten doch alle Bischöfe und Priester wissen, dass nicht sie selbst den Segen spenden sondern dies stellvertretend: im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes erfolgt. Wird dies so vorausgesetzt, dann stellt sich die Frage: Wieso maßt sich hier der Vatikan und viele im nacheifernden Bischöfe an zu wissen, wen Gott segnen will und wen nicht? Aber vielleicht haben sich zuviele Würdenträger zu lange mit rubrizistischen, finanziellen, juristischen oder organisatorisch Fragen beschäftigt und dabei die frohe Botschaft des Evangeliums und den Appell: ‚Gehet in alle Welt und verkündet diese gute Nachricht allen Völkern’ aus den Augen verloren? Erst wenn dieser Sendungsauftrag wieder im Zentrum der Verkündung steht, wird sich auch das stark durch eine erstarrte Hierarchie, Missbrauchs- und etliche Finanz-Skandale geschundene Bild der Kirche wieder ins Positive wandeln. Die immensen Kirchenaustritte unterstreichen ergänzend die Notwendigkeit grundlegender Reformen mit dem Ziel einer geschwisterlichen Kirche.

Es ist sicher schon über 30 Jahre her, da trug der österreichische Theologe und katholische Priester Prof. Paul Michael Zulehner innerhalb einer Jugend-Seelsorgekonferenz die Botschaft: „Helft den Menschen leben. Für ein neues Klima in der Pastoral“ auch in das Kölner Erzbistum. Das Buch zum Thema gibt es noch immer zu erwerben. Woran es mangelt, sind engagierte Frauen, Männer und Priester, die im Zusammenwirken mit offenen und zugänglichen Ortsbischöfen diese Botschaft wieder lebendig werden lassen. Dies sollte dann einen ‚Wirbelsturm im Kirchenturm’ auslösen, die den Unrat, Mief und Vorschriften-Klein-Klein rausfegt, um dem Geist Gottes zum bald anstehenden Pfingstfest Platz zu schaffen.

Bildquelle:

  • Katholische Gottesdienste mit Segnung homosexueller Paare: dpa

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